Mitten in der Umstrukturierung verliert ein renommierter Keramiker zwei wichtige VertriebsmitarbeiterInnen in der Schweiz. Eine Stelle soll nachbesetzt werden. Der Markt gilt als lukrativ.
Es ist kein Geheimnis, dass der Schweizer Markt für deutsche Unternehmen eine besondere Herausforderung darstellt. Dies gilt auch für Villeroy & Boch, ein traditionsreiches Unternehmen, das sich seit Jahren in der Nische der hochwertigen Keramikprodukte behauptet. Doch hinter der Fassade des Erfolges brodelt es. Jüngste Entwicklungen deuten darauf hin, dass das Unternehmen in der Schweiz derzeit eine strategische Schieflage erleidet.
Villeroy & Boch hat in der Schweiz seit Jahren eine Vertriebsstruktur, die auf wenige, dafür jedoch erfahrene und lokal verankerte Mitarbeiter setzt. Eine dieser Schlüsselpersonen war Heidi Wouters, die als Country Managerin seit April 2015 für das Unternehmen in der Schweiz tätig war. Sie spielte eine zentrale Rolle im Schweizer Geschäft.
Doch diese Struktur gerät offenbar ins Wanken. Wie aus Unternehmenskreisen zu hören ist, haben zwei von drei Vertriebsmitarbeiterinnen in der Schweiz kürzlich das Handtuch geworfen. Darunter auch Heidi Wouters. Der Grund für ihre Kündigung waren laut Insidern Kürzungen ihres Verantwortungsbereichs. Auch ein weiterer Vertriebsmitarbeiter hat das Unternehmen verlassen, was Fragen über die Zufriedenheit der Belegschaft und die langfristige Strategie aufwirft.
Doch Villeroy & Boch scheint sich der Problematik bewusst zu sein und plant, zumindest eine der weggefallenen Stellen nachzubesetzen. Dies deutet darauf hin, dass das Unternehmen weiterhin an einer starken Präsenz im Schweizer Markt festhalten will, trotz der aktuellen Herausforderungen.
Der Schweizer Markt ist für Hersteller besonders interessant, da er als architektenaffiner Markt gilt. Architekten spielen hier eine entscheidende Rolle bei der Auswahl und Spezifikation von Produkten, was diesen Markt besonders attraktiv macht, aber auch spezielle Anforderungen an die Hersteller stellt. Villeroy & Boch hat dieses Potenzial erkannt, doch gerade jetzt, in einer Phase der Umstrukturierung, könnte der Verlust wichtiger Vertriebsmitarbeiter das Unternehmen in einer kritischen Phase schwächen.
Es wäre allerdings zu kurz gegriffen, diese Entwicklungen isoliert zu betrachten. Villeroy & Boch befindet sich derzeit in der heißen Phase der Umstrukturierung, die durch die Übernahme von Ideal Standard ausgelöst wurde. Diese strategische Neuausrichtung stellt das gesamte Unternehmen auf den Prüfstand. Im Zuge dieser Transformation sind für das vierte Quartal noch weitere einschneidende Maßnahmen zu erwarten, die sich möglicherweise auch auf die Vertriebsstrukturen auswirken könnten.
Dabei scheint Villeroy & Boch die Schweiz keineswegs als uninteressanten Markt abzutun. Ganz im Gegenteil: Die Umsätze sind trotz der Personalreduktion nicht unerheblich, und das Potenzial wird als deutlich größer eingeschätzt. Doch die momentane „Konstruktion“, wie es aus dem Management heißt, genügt offenbar nicht den eigenen Ansprüchen.
Laut Branchenexperten ist der Schweizer Markt anspruchsvoll, aber lukrativ. Deutsche Hersteller haben es schwer, sich hier zu etablieren, doch wer es schafft, kann langfristig profitieren.