Der aus Schweden stammende Haustechnik-Konzern darf sich zu den weltweiten Marktführern zählen. Sein deutscher Ableger die Swegon Germany GmbH bekommt auf dem hiesigen Markt aber nicht so recht Wasser untern Kiel. Es läuft scheinbar nicht rund. Die gehäuft auftretenden Abgänge an wichtigen Schnittstellen im Unternehmen fallen auf.
Nachdem die Geschicke der Swegon Germany GmbH rund 40 Jahre lang unter dauerhafter Lenkung durch Geschäftsführer Hans-Joachim Socher standen, hatten seine Nachfolger ab 2017 einen vergleichsweise kurzen Aufschlag beim Spezialisten für zentrale Lüftungslösungen. Hier rotierten die Chefsessel zwischenzeitlich gleich dreimal. Der aktuelle Geschäftsführer Nils Meinert hält sich nun seit Februar 2022 im Sattel und ist seither um eine stärkere Positionierung des Unternehmens im deutschen Markt bemüht.
Der Abkehrtrend scheint allerdings jetzt aktuell nochmal Fahrt aufzunehmen. Im Juli dieses Jahres sprang dann auch Marketingleiter Frank Schönfelder nach knapp vier Jahren ab und wechselte wenig später als Chief Market Officer zur Collomix GmbH. Und wieder hört man aus gut informierten Kreisen, dass es am deutschen Stammsitz in Garching personell rumpeln soll. Den Hinweisen nach gilt es als gesichert, dass jetzt auch Sebastian Maier, Kaufmännischer Leiter / Director Finance & Controlling, und Kundendienstleiter Martin Stumpf angeblich einen Schlussstrich unter Swegon Germany gezogen haben. Die Personalien sind nicht offiziell bestätigt. Dennoch, offenbar allemal eine verschärfte Anzahl an Abgängen, die diese Redaktion veranlassen, auch mal einen Blick auf das Arbeitgeber-Bewertungsportal Kununu zu werfen.
„Zu viel Leiter, Manager, man hört immer nur das Führungsteam muss das besprechen“, ist hier beispielsweise unter den jüngsten Einträgen zu lesen. Die Rede ist von mangelndem Teamgefühl zwischen den Fachbereichen und Schwächen beim Erkennen, Kommunizieren in die Werke und beherzten Durchsetzen der Anforderungen des deutschen Marktes. Unzufriedene Mitarbeiter bei Swegon Germany schlagen auf dem Portal einen ziemlich scharfen Ton an: „es ist ein stark toxisches Unternehmen und es wird nicht besser, sondern immer schlechter“. „Sehr hohe Mitstreiter-Fluktuation und es wird nichts dagegen unternommen. Riesiger Wasserkopf, der nichts bringt“ und „unauflösbarer Filz der Vergangenheit, Uneinsichtigkeit und Unehrlichkeit im Management“. Management und Teamleiter seien „komplett inkompetent“, was das schwedische Stammhaus leider nicht interessiere, so ist einer weiteren Wortmeldung auf dem Portal zu entnehmen. Die Kommentare aus Teilen der Belegschaft lassen jedenfalls auf mächtig Dampf unterm Kessel schließen. Man wünsche sich laut Luftmache auf Kununu vielmehr, dass „Strukturen und Arbeitsabläufe nicht immer wieder aufgeblasen und verkompliziert werden“ und hätte dazu offenbar gern auch mehr Rückhalt von der Zentralleitung aus Schweden.
An welcher Stelle krankt es beim deutschen Ableger des skandinavischen Lüftungsspezialisten? Aus seriösen Quellen erfährt die Redaktion, dass es vor allem an einer nicht funktionierenden Vertriebsbasis zu hapern scheine und die Schweden mit Walter Meier als deutlich stärkerem Verbundpartner in Deutschland wohl nicht wirklich grün seien. Beides könnten gewichtige Gründe für die zunehmende Unzufriedenheit im eigenen Stall sein. So wurde vor ein paar Jahren offenbar einvernehmlich die Vertriebsstruktur von Sparte auf Region umgestellt, was an sich schon einen erheblichen Aufwand darstellt und Unruhe in die internen Abläufe und Zuständigkeiten bringt. Gerüchten zufolge habe man sich danach aber auch schon wieder eines „Besseren“ besonnen und versuchsweise eine Art Doppelstruktur eingeführt, die sowohl der jeweiligen Sparte als auch den Regionen gerecht werden sollte. Branchenkenner machen in diesem Hickhack ein mögliches Scheitern bei der Vertriebsorganisation aus, zumal die zuständigen Leiter wohl auch nicht mehr mit der notwendigen Kompetenz ausgestattet worden seien, so heißt es. Das Ergebnis sei eine Lame Duck, die zu entsprechenden Irritationen und Unzufriedenheit in den eigenen Reihen führte.
Swegon ist ein in Schweden börsennotierter Konzern im Besitz der Latour-Gruppe, einem schwedischen Investment-Unternehmen. 2004 fand das Takeoff des deutschen Ablegers Swegon Germany GmbH statt. Swegon ist parallel zum eigenen Produktportfolio seit über 30 Jahren exklusiver Vertriebspartner von Fujitsu Klimasystemen. 2013 erfolgte die strategische Akquisition und Übernahme der Klimaaktivitäten von Walter Meier in Deutschland mit Sitz in Garching. 2018 dann eine weitere Übernahme, indem Zent-Frenger von Uponor als Spezialist für Kühldeckensysteme mitsamt preisgekröntem Wärmepumpenkonzept durch die Swegon Group AB geschluckt wurde. Ob bei der jeweils begleitenden Integration auch mangelnde Führungskontinuität und eine instabile Vertriebsbasis eine Rolle gespielt haben könnten, darüber kursieren auf Marktbeobachterseite unterschiedliche Meinungen. Dem aktuellen Anschein nach fliegt bei Swegon Germany jedenfalls gerade mal wieder zu viel Leitungspersonal aus der Kurve.
(Stefanie Luy)