Gebäudetechnik-Markt in Bewegung: Ein Branchenriese trennt sich von zentralem Geschäftsfeld

Ein führender Anbieter intelligenter Klimalösungen zieht sich überraschend aus einem wichtigen Geschäftsbereich zurück. Ein Investment-Gigant schlägt zu.

Carrier Global Corporation, weltweit bekannt für Klima- und Energielösungen und Muttergesellschaft von Viessmann Climate Solution, hat am 15. August 2024 den Verkauf seines Gewerbe- und Wohnfeuergeschäfts an Lone Star Funds für 3 Milliarden Dollar bekannt gegeben. Laut Unternehmensangaben ist dieser Schritt Teil einer strategischen Neuausrichtung, um das Unternehmen agiler und wachstumsorientierter zu gestalten. Doch der Verkauf eines solch zentralen Bereichs wirft Fragen auf: Verliert Carrier an strategischer Tiefe zugunsten kurzfristiger finanzieller Ziele? Lone Star, ein global agierender Investor, übernimmt das Geschäft, dessen Zukunft nun mit Spannung erwartet wird.

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Branche im Kommunikationsdilemma: Verpasste Chancen in der Werbung, Kurzarbeit und Stellenabbau
Brief von KMS

Liebe SHK-Branche,

der Heizungsindustrie könnten schon bald wieder goldene Zeiten bevorstehen. Das jedenfalls lässt sich aus aktuellen Aussagen der Industrie entnehmen. Bei Stiebel Eltron ist man beispielsweise der Meinung, dass die Ausgestaltung des GEG nun hervorragend sei. Statt einer Flaute müssten die Verbraucher bei den derzeitigen Fördersätzen den Anbietern eigentlich die Türen einrennen. Selbst Wirtschaftsminister Robert Habeck wirbt derzeit intensiv für die Wärmepumpe. Nach dem Hickhack in der Vergangenheit rund um das Heizungsgesetz bemüht sich das Umweltbundesamt (UBA) derzeit offensichtlich um Kommunikation.

Die Verunsicherung der Hausbesitzer aber sitzt tief. Dafür ist nicht nur die Regierung verantwortlich. Auch das Handwerk hat seinen Teil dazu beigetragen und in den fetten Jahren nach Corona Brutto für Netto verkauft, so berichten Marktkenner. Das Motto lautete: „Wenn du heute bestellst, bekommst du die Waren frühestens in sechs Monaten, allerdings ohne Abzüge und zum vollen Preis.“ Da kostete das gute Stück schon mal 70.000 Euro, wie Habeck auf seiner Sommerreise laut Focus erfuhr und die Preisstellung offenbar als absurd empfand.

Die SHK-Branche hat von manch einer Krise profitiert wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig. Auf den Zug der Wärmepumpe sind Händler und Installateure auch aufgesprungen, nur um teilweise wieder herunterzufallen. Am Ende lief nicht einmal mehr das Badgeschäft, geschweige denn die Installation. Kurzarbeit zieht sich längst auch durch die Handelslandschaft. Nicht über jeden Fall wird im Markt gesprochen bzw. spekuliert , wie aktuell über Holtzmann. Die Niedersachsen sparen laut unbestätigten Angaben mehrerer Insider bereits seit Wochen Personalkosten ein. Der Inhaber Peter Holtzmann reagiert hierzu auf keine Anfrage dieser Redaktion. Muss er auch nicht. Bei den Kollegen im Wettbewerb dürfte die Luft kaum dünner sein.

Und wer spricht schon gerne über Kurzarbeit oder Stellenabbau? Bei Stiebel Eltron hat das jetzt die Presse übernommen. Von bis zu 25 Prozent Personalkosten, die eingespart werden müssten, will das Handelsblatt von Insidern erfahren haben. Der Hersteller selbst kommentiert Einsparungen bei der Belegschaft nicht und beteiligt sich auch nicht an Spekulationen, heißt es aus der Pressestelle von Stiebel Eltron. Stattdessen soll der Inhaber Ulrich Stiebel höchstpersönlich während des medial viel beachteten Habeck-Besuches in Holzminden den Medien Stellenabbau eingeräumt haben, wenn auch nicht in dem beschriebenen Umfang von bis zu 1.000 Positionen.

Erstaunlich, in der SHK-Welt schafft es manchmal nicht einmal ein einzelner Hersteller, mit einer Stimme zu sprechen – die gesamte Branche sowieso nicht. Die alle Jubeljahre stattfindenden Werbemaßnahmen der Sanitärindustrie zeugen von einem latent vorhandenen kommunikativem Unvermögen und fehlender Bereitschaft, Geld in die Hand zu nehmen. Stattdessen bekriegen sich die Anbieter neben dem normalen Wettbewerb gerne immer wieder selbst. Auch hier sitzt die Verunsicherung und Sorge bei manchem Hersteller immer noch tief beispielsweise vor Closed Shops im Verbandsalltag. Hierzu erzählt man sich Legenden, die einstigen Branchenpersönlichkeiten zugeschrieben werden. Darunter der legendäre Satz: „Gut, dass wir die Ausländer herausgehalten haben.“ Hoffen wir, dass sich solche Kulturen nicht im neu gegründeten VDMA Sanitärtechnik und Design einschleichen.

Was die Branche jetzt vielmehr braucht, ist Kommunikation. Werbung für ihre Leistungen, Geschmacksverstärker für einzigartige Bäder und eine breit angelegte Kampagne für Erneuerbare Energien – technologieoffen und inklusive Holz! Dann kommen die goldenen Zeiten von ganz alleine wieder.

Meint Ihr

Mit freundlichen Grüßen,
Knut Maria Siebrasse
Herausgeber/Chefredakteur
SHKTacheles




Führungswechsel bei Branchenriesen

Überraschender Rücktritt in der Führung eines großen SHK-Unternehmens.

Ein unerwarteter Wechsel in der Führung von Purmo Group. Am 14. August 2024 gab das Unternehmen bekannt, dass Chief Operating Officer Erik Hedin seinen Rücktritt eingereicht hat, um eine neue Herausforderung außerhalb des Unternehmens anzunehmen. Hedin, der seit 2020 im Unternehmen tätig war, hinterlässt nach eigenen Angaben eine starke operative Mannschaft und war maßgeblich an wichtigen Performance-Programmen beteiligt.

Der Zeitpunkt seines Abgangs kommt jedoch zu einem kritischen Zeitpunkt, in dem die SHK-Branche und der Heiztechniker vor großen Herausforderungen steht. Purmo Group hat den Rekrutierungsprozess für seine Nachfolge bereits gestartet.




Trotz Bauflaute: Geberit hält die Zahlen überraschend stabil

Geberit bleibt trotz widriger Umstände in der Bauindustrie weiterhin stabil. Die Schweizer setzen ein Zeichen in einem schwierigen Marktumfeld.

Die Geberit AG, Schwergewicht in der Sanitärindustrie, hat am 15. August 2024 ihren Halbjahresbericht vorgelegt und dabei gezeigt, dass das Unternehmen trotz der anhaltenden Krise in der Bauindustrie auf Kurs bleibt. Der Nettoumsatz ging zwar in Schweizer Franken um 1,4 % auf CHF 1’638 Mio. zurück, doch währungsbereinigt konnte Geberit sogar ein leichtes Wachstum von 1,7 % erzielen. Diese Leistung ist umso bemerkenswerter, da die Bauindustrie in Europa weiterhin mit hohen Baukosten und Zinsen kämpft, was die Nachfrage im Neubausektor stark belastet.

Noch beeindruckender ist der operative Cashflow (EBITDA), der mit CHF 518 Mio. fast auf Vorjahresniveau blieb, trotz eines leichten Rückgangs von 1,6 %. Währungsbereinigt konnte Geberit hier ebenfalls ein Plus von 3,1 % verzeichnen. Die EBITDA-Marge, ein wichtiger Indikator für die Profitabilität, sank lediglich um 10 Basispunkte auf 31,6 %, während sie währungsbereinigt um 40 Basispunkte zulegte.

Die Erholung des Umsatzes könnte allerdings vor allem auf kurzfristige Effekte wie den Wiederaufbau von Lagerbeständen im Großhandel und den schwachen Vorjahresvergleich zurückzuführen sein. Langfristig bleibt auch die Unsicherheit in der Bauindustrie bestehen, und es ist fraglich, ob Geberit diese Stabilität im zweiten Halbjahr beibehalten kann.

Das angekündigte neue Aktienrückkaufprogramm soll derweil im dritten Quartal 2024 beginnen. Dieses Programm könnte zwar das Vertrauen der Anleger stärken, wirft aber auch Fragen über die finanzielle Flexibilität des Unternehmens auf. Die kommenden Monate werden zeigen, ob Geberit weiterhin so robust durch die Baukrise navigieren kann wie im ersten Halbjahr.




Viessmann schnappt sich US-Kühltechnik-Spezialisten

 

Die Viessmann Family Group plant einen Schritt auf den nordamerikanischen Markt.

Die Viessmann Generations Group, bekannt für ihre starke europäische Präsenz, hat die Übernahme des US-Unternehmens KPS Global angekündigt. Mit diesem Schritt erweitert Viessmann seine Kühl- und Reinraum-Plattform in Nordamerika erheblich. KPS Global, bisher im Besitz der D Cubed Group, ist ein führender Anbieter von maßgeschneiderten Kühl- und Reinraumlösungen. Die Übernahme wird laut Unternehmensangaben in den kommenden 90 Tagen abgeschlossen.

Viessmann sieht in der Akquisition eine strategische Ergänzung, um die CO2-Reduktion und die Verbesserung der Lebensqualität voranzutreiben.




CO2-Streit kurz vor Eskalation: Verbände drohen mit Klage

Die Heizungsbranche schlägt Alarm: Eine umstrittene CO2-Berechnung des Umweltbundesamts sorgt für Aufruhr. Verbände sehen eine massive Benachteiligung von Holzheizungen und drohen mit rechtlichen Schritten.

Die Kontroverse um den CO2-Rechner des Umweltbundesamts (UBA) spitzt sich zu. Branchenverbände wie der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV), der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) oder der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) erheben zusammen schwere Vorwürfe gegen das UBA. Im Mittelpunkt steht die Einstufung von Holzheizungen als CO2-Emissionstreiber, was nach Ansicht der Verbände jeglicher wissenschaftlicher Grundlage entbehrt.

Helmut Schellinger, Vorsitzender des DEPV, wandte sich bereits im März 2024 in einem Schreiben an das UBA. Darin kritisierte er die aus seiner Sicht fehlerhafte Zuweisung von CO2-Emissionen an Holz- und Pelletheizungen durch den UBA-Rechner. Schellinger führte aus, dass die bilanzielle CO2-Neutralität von Holz, die sowohl im EU- als auch im deutschen Recht verankert sei, im CO2-Rechner des UBA schlichtweg ignoriert werde. Er forderte eine sofortige Überprüfung der Datenbasis und eine Anpassung der Berechnungsmethodik.

Die Verbändeallianz aus DEPV, ZVSHK, BDH und weiteren Organisationen sieht in der Berechnung einen massiven Angriff auf die Zukunft der Holzenergie in Deutschland. Sie argumentieren, dass die fehlerhafte Darstellung im CO2-Rechner nicht nur rechtlich fragwürdig sei, sondern auch erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen könne. Besonders besorgt zeigt sich die Branche über die Auswirkungen auf die kommunale Wärmeplanung, die in vielen Fällen auf Hackschnitzel und andere Holzprodukte setzt.

Schellinger und seine Mitstreiter weisen darauf hin, dass die aktuelle Darstellung der CO2-Emissionen von Holz im Widerspruch zu den Regelungen der Renewable Energy Directive III (RED III) steht, die Holz als CO2-neutral anerkennt. Auch das Gebäudeenergiegesetz (GEG) bewertet die energetische Nutzung von Holz als vollwertige Erfüllungsoption für den im GEG verankerten Anteil von 65 % erneuerbarer Energien bei der Installation neuer Heizungsanlagen.

Die Verbände fordern das UBA nachdrücklich auf, zur Technologieoffenheit zurückzukehren und die rechtlichen Grundlagen vollumfänglich zu respektieren. Sollte dies nicht geschehen, drohen rechtliche Schritte gegen die fehlerhafte Einstufung im CO2-Rechner. Die Folgen der aktuellen Unsicherheiten sind bereits spürbar: Die Verkaufszahlen von Pelletheizungen sind dramatisch eingebrochen, und die Zukunft der Branche steht auf dem Spiel.

Das Schreiben Schellingers, das der Redaktion von SHK Tacheles vorliegt, verdeutlicht die Dringlichkeit der Lage. Die Branche fordert nicht nur eine sofortige Korrektur der CO2-Berechnung, sondern auch klare politische Signale, dass die Nutzung von Holz als nachhaltige Energiequelle weiterhin gefördert wird. Andernfalls droht ein weiterer Rückgang in einer ohnehin schon stark gebeutelten Branche.