Der Preisdruck auf die SHK-Branche steigt. Neue Preismodelle, satte Rabatte: Der Branchenprimus und weitere Player greifen zu hohen Nachlässen, und das ist wahrscheinlich erst der Anfang.
Eine Folie, die SHKTacheles zugespielt wurde, könnte die SHK-Branche nachhaltig verändern. Sie zeigt die Preislogik von Geberit im Detail: Links ist der bisherige Großhandels-Bruttopreis zu sehen, auf den ein Rabatt und anschließend Boni angewendet wurden. Auf der rechten Seite hingegen der deutlich kleinere neue Abrechnungspreis, der durch zusätzliche Rabatte und Boni weiter sinkt. Diese Einblicke verdeutlichen den enormen Preisdruck, der derzeit auf dem Markt lastet.
Doch Geberit ist nicht allein. Auch Villeroy & Boch und Hansa haben drastische Preissenkungen angekündigt. Die Annahme, dass Duravit und Laufen die Vorreiter bei den Preisanpassungen sind, scheint zu wanken. Immer mehr deutet darauf hin, dass sie lediglich auf die bereits eingeleiteten Preissenkungen ihrer Konkurrenten reagieren, um nicht unter Druck zu geraten.
Geberit: 30 % Rabatt und flexible Preisgestaltung
Geberits neue Preisstrategie ist besonders bemerkenswert. Die alte Struktur, wie sie auf der Folie abgebildet ist, zeigt den bisherigen Großhandels-Bruttopreis, auf den Rabatte gewährt wurden. Der sich daraus ergebende Rechnungspreisdiente als Basis, auf den dann Boni angewendet wurden.
In der neuen Struktur fällt der neue unverbindliche Verkaufspreis (UVP) bereits deutlich niedriger aus als der frühere Bruttopreis. Zudem gewährt Geberit auf den neuen Abrechnungspreis einen Rabatt von 30 %. Auf diesen Rabatt kommen weitere Nachlässe, die den finalen Rechnungspreis nochmals senken. Erst danach greifen die üblichen Boni.
Volker Röttger, Leiter Marketing Kommunikation bei Geberit, erläutert: „Im genannten Sortiment verwenden wir zur Abrechnung zum Großhandel Bruttopreise, welche zusätzlich und bislang eine unverbindliche Bruttopreisempfehlung darstellen. Diese Bruttopreisempfehlung ist nach heutigen Gesichtspunkten zu hoch angesetzt und nicht mehr marktgerecht. In Zukunft werden wir für dieses Sortiment zwischen einer Unverbindlichen Preisempfehlung (UVP, neu) und einem Großhandelsnetto-Preis als Abrechnungsbasis für den Großhandel unterscheiden. Damit passen wir die Abrechnungslogik gegenüber dem Großhandel an die bewährte Systematik wie bei Installations- & Spülsystemen und Rohrleistungssystemen an.
Diese Repositionierung hat Auswirkungen auf die Konditionsstellung, die in diesem Zusammenhang und ebenfalls in Abstimmung mit dem Großhandel überarbeitet wird. Planer und Installateure profitieren von einer marktorientierten, unverbindlichen Preisempfehlung.“
Auch Villeroy & Boch und Hansa senken
Auch Villeroy & Boch hat sich dem Markt angepasst. Ein Schreiben, das SHKTacheles vorliegt, bestätigt eine Bruttopreisreduktion um 20 % für Badkeramik und Möbel, gültig ab Januar 2025. „Die Preisanpassungen betreffen sowohl den österreichischen als auch den deutschen Markt, insbesondere im Segment Badkeramik und Möbel“, so das Unternehmen. Die Art und Weise, wie Menschen einkaufen, habe sich in den letzten Jahren drastisch verändert. Sich Online vorab über den Kauf oder die Renovierung eines Bades zu informieren sei nicht die Ausnahme, sondern die Regel – und Preise spielen dabei eine große Rolle.
Auch Hansa, Teil der Oras Group, hat Preisanpassungen angekündigt. In einer schriftlichen Antwort an SHKTacheles erklärt Christoph Gasser, Chief Sales Officer der Oras Group: „Wir, HANSA, haben für Deutschland und Österreich eine Absenkung der zuletzt sehr hohen Bruttopreise ab Januar 2025 angekündigt. Unsere Großhandelspartner sind bereits informiert.“
Duravit und Laufen: Reaktion statt Aktion?
Anfang September hatten Duravit und Laufen ihre Bruttopreise um bis zu 20 % bestätigt. Zunächst galten diese beiden Badausstatter als Vorreiter der Preisanpassungen. Doch neue Informationen lassen darauf schließen, dass sie eher auf den zunehmenden Druck reagiert haben, anstatt ihn selbst zu initiieren. Branchenexperten warnten bereits zu diesem Zeitpunkt, dass diese Schritte weitere Hersteller dazu zwingen könnten, ihre Preise ebenfalls anzupassen. Besonders im Großhandel führte dies zu Besorgnis: Sinkende Bruttopreise bedeuten auch weniger Rabattspielraum und somit geringere Margen.