Erholung im Badezimmer zumindest in Europa?

Die Nachfrage nach modernen Badezimmerlösungen wächst offenbar wieder – und damit auch der Umsatz. Zwei neue Studien analysieren die Trends im europäischen Sanitärmarkt bis 2030.

Der Sanitärmarkt in Europa bleibt trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten eine starke Branche. Zwei aktuelle Marktstudien der Unternehmensberatung Titze GmbH werfen einen detaillierten Blick auf die Entwicklungen bei Waschtischen, Toiletten und Dusch-WCs bis 2030. Die Berichte zeigen, wie sich das Marktgeschehen in den TOP 10 europäischen Ländern seit 2020 verändert hat.

Die Nachfrage nach Sanitärkeramik verlagert sich zunehmend von Neubauprojekten hin zu Modernisierungen und Renovierungen. Laut Titze GmbH trieben insbesondere technische Innovationen und neue Designs die Verkäufe an. Der Markt für Dusch-WCs beispielsweise wuchs in den letzten drei Jahren um bemerkenswerte 43,9 %. Auch bei Waschtischen ist eine Verschiebung sichtbar: Während Einzelwaschtische aktuell 45 % des Umsatzes ausmachen, verlieren Doppelwaschtische an Beliebtheit.

Für 2023 beziffert die Studie den Gesamtwert der in den analysierten Ländern verkauften Waschtische auf 1,578 Milliarden Euro netto – ein Zuwachs von 8,6 % seit 2020. Toiletten und Dusch-WCs erreichten 1,932 Milliarden Euro, was einem Wachstum von 11 % entspricht. Die führenden Hersteller in beiden Kategorien sind laut Titze GmbH Roca, Villeroy & Boch und Duravit.

 




Baukrise und kein Ende: Zahlen zeigen es schwarz auf weiß

Genehmigungen im freien Fall: Deutschlands Bauwirtschaft kämpft weiter ums Überleben

Laut einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) vom 18. November 2024 ist die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen in Deutschland im Zeitraum Januar bis September 2024 im Vergleich zum Vorjahr drastisch gesunken. Besonders betroffen sind Einfamilienhäuser mit einem Rückgang von 25,7 %, gefolgt von Mehrfamilienhäusern (-21,7 %) und Zweifamilienhäusern (-13,0 %). Insgesamt wurden in den ersten neun Monaten dieses Jahres 19,7 % weniger Genehmigungen für Wohnungen erteilt als im Vorjahreszeitraum.

Auch im September 2024 setzt sich dieser Trend fort: Mit nur 15.300 genehmigten Wohnungen verzeichnete der Monat einen Einbruch von 23,1 % im Vergleich zum September 2023. Die Rückgänge betreffen sowohl Neubauten als auch Umbauten bestehender Gebäude. Besonders auffällig: Die Neubaugenehmigungen sanken um 31,1 %, was in absoluten Zahlen 5.100 Wohnungen weniger bedeutet als im Vorjahresmonat.




Stark gebremst: Wie Nibe auf den Gewinnrückgang reagiert

Nibe leidet unter erheblichen Einbrüchen bei Umsatz und Gewinn. Vor allem der deutsche Markt bereitet weiterhin Probleme

Die NIBE Industrier AB, einer der führenden Anbieter von nachhaltigen Energielösungen, sieht sich im dritten Quartal 2024 mit einem signifikanten Rückgang bei Umsatz und Gewinn konfrontiert. Unternehmensangaben vom 15. November 2024 zufolge sank der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 15,7 % auf 29,5 Milliarden SEK. Das bereinigte Betriebsergebnis brach sogar um 61 % auf 2,1 Milliarden SEK ein. Nach Steuern blieb ein bereinigter Gewinn von 691 Millionen SEK, ein Rückgang um 82 %.

Noch alarmierender ist der Verlust nach Steuern: Statt eines Gewinns wie im Vorjahr (3,8 Milliarden SEK) weist der Konzern nun ein Minus von 212 Millionen SEK aus. CEO Gerteric Lindquist führte in einer Pressemitteilung aus, dass die seit dem Vorjahr eingeleiteten Bestandsreduzierungen in den Vertriebsketten erste positive Effekte zeigen. Gleichzeitig verwies er auf die nachlassende Zinsentwicklung als Hoffnungsträger für Konsum, Neubau und Sanierung. Dennoch steht NIBE vor massiven Herausforderungen: Der deutsche Markt zeigt nach Unternehmensangaben weiterhin deutlich überhöhte Lagerbestände, deren Abbau länger dauern könnte als erwartet.

Die bisherigen Maßnahmen, einschließlich eines umfangreichen Kostensenkungsprogramms, sollen bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Geplant sind jährliche Einsparungen von rund 750 Millionen SEK, wobei die endgültigen Ergebnisse erst 2025 sichtbar sein werden.

Auffällig ist auch der drastische Rückgang bei den Investitionen: Diese beliefen sich in den ersten neun Monaten des Jahres auf nur noch 2 Milliarden SEK, verglichen mit 10,9 Milliarden SEK im Vorjahreszeitraum. Ob dies ein Zeichen für notwendige Vorsicht oder für eine strategische Neuorientierung ist, bleibt offen.




Hammer in der Solarbranche – Branchenprimus plant Jobabbau und Umsatzeinbruch

Dramatische Sparmaßnahmen in der Solarbranche: Stellenabbau und gesenkte Prognosen als Reaktion auf den internationalen Preisdruck.

Der Solartechnik-Hersteller SMA Solar Technology AG (SMA) musste erneut seine Jahresprognose anpassen. Grund sind starke Einbrüche in den Geschäftsbereichen Home Solutions und Commercial & Industrial Solutions, während sich der Umsatz in der Sparte Large Scale & Project Solutions positiv entwickelte. Unternehmensangaben zufolge sank der Umsatz in den ersten neun Monaten 2024 auf 1,06 Milliarden Euro – ein deutlicher Rückgang gegenüber 1,34 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Auch das operative Ergebnis (EBITDA) brach ein und erreichte 83,5 Millionen Euro (Vorjahr: 231,2 Millionen Euro).

Ein umfassendes Restrukturierungsprogramm soll SMA wettbewerbsfähig halten. Geplant sind Einsparungen zwischen 150 und 200 Millionen Euro, die durch Stellenstreichungen und Optimierungen im operativen Betrieb erreicht werden sollen. Bis Ende 2025 sollen weltweit bis zu 1.100 Stellen wegfallen, davon rund 700 in Niestetal. SMA-Vorstand Jürgen Reinert betont, die Restrukturierung sei notwendig, um im internationalen Wettbewerb, insbesondere gegenüber kostengünstiger produzierenden Anbietern aus China, bestehen zu können. Trotz des Abbaus seien die Gespräche mit dem Betriebsrat noch nicht abgeschlossen.

Neben den wirtschaftlichen Maßnahmen kämpft die deutsche Solarbranche allgemein mit herausfordernden Marktbedingungen. Analysten wie Constantin Röse von der ARD sehen im Preisdruck durch chinesische Anbieter eine Hauptursache für die schwierige Lage deutscher Solarfirmen. SMA reagiert auf die Marktschwäche unter anderem mit Kosteneinsparungen durch die Reduktion von Messeauftritten und Dienstreisen, erläutert Reinert.




Krise im Fachhandel: Überraschende Standort-Schließung

Branchenstimmung am Boden. Und keiner weiß, wie es weitergeht. Jetzt schließt ein Handelshaus schon einen seiner Standorte, wahrscheinlich wegen fehlendem Personal.

Der Standort des Fachgroßhändlers Hermann Bach in Beckum hat diese Woche offenbar überraschend seine Türen geschlossen – zumindest vorerst. Wie eine Mitarbeiterin gegenüber SHKTacheles bestätigte, steht der Betrieb in Beckum aktuell still. Grund dafür könnte der Abgang des bisherigen Standortleiters Laurenz Vechtel sein, der das Unternehmen verlassen habe, um zu einem Installationsbetrieb zu wechseln. Eine Stellungnahme seitens der Unternehmensleitung steht hingegen noch aus; auf Nachfrage von SHKTacheles am gestrigen Tag äußerte sich die Leitung bislang nicht zur Situation in Beckum. Auf der Webseite des Unternehmens ist lediglich die Notiz „vorübergehend geschlossen“ zu lesen.

Diese Entwicklung kommt in einer Phase, in der die SHK-Branche unter enormem wirtschaftlichem Druck steht. Laut dem Großhandelsverband DG Haustechnik liegt der Absatz im dritten Quartal etwa 14 Prozent hinter dem Vorjahresniveau. Branchenintern ist sogar von Rückgängen bis zu 60 Prozent bei den Umsätzen einzelner Hersteller beim Handel die Rede.

Insiderberichte weisen zudem darauf hin, dass auch andere Standorte von Hermann Bach, wie in Gütersloh und Salzkotten, zuletzt von Personalwechseln betroffen seien könnten. Diese Aussagen von Insidern sind jedoch unbestätigt und beruhen auf internen Einschätzungen. Der Fachkräftemangel könnte derweil eine zentrale Rolle bei der Schließung des Standorts Beckum spielen, da die Herausforderungen bei der Gewinnung und Bindung von qualifiziertem Personal in der gesamten Branche spürbar sind. Ob und wann der Standort Beckum wieder öffnet, bleibt derzeit ungewiss.




Quereinsteiger aus der Luxusbranche: Neuer CMO bei Duravit

Ein Branchenfremder übernimmt den Posten des CMOs bei Durvait. Luxus statt Technokratie? Der Badausstatter aus dem Schwarzwald positioniert das Marketing an oberste Stelle im Unternehmen.

Die Duravit AG verkündet stolz, dass Lüder Fromm ab dem 1. Dezember 2024 als neuer Chief Marketing Officer (CMO) das globale Marketing leiten wird. Fromm, zuvor Senior Vice President Global Marketing & Brand Communications bei der HUGO BOSS AG, bringt jahrzehntelange Erfahrung aus internationalen Marketingführungspositionen mit – allerdings ohne direkten Bezug zur SHK-Branche. Sein Werdegang umfasst führende Rollen bei Montblanc und Mercedes-Benz, die ihn mit den Herausforderungen der Markenbildung vertraut gemacht haben, in Branchen, die andere Marktlogiken und Kundenbedürfnisse als die teils immer noch konservative Sanitärindustrie bedienen.

Laut Unternehmensangaben wird Fromm direkt an CEO Stephan Patrick Tahy berichten und eine Schlüsselrolle in der Positionierung der Marke Duravit übernehmen. Die Entscheidung, einen Branchenfremden zu berufen, eröffnet neue Perspektiven: Fromm könnte der SHK-Branche frischen Wind bringen und Duravit gezielt durch seine Expertise in Markenführung und digitaler Transformation stärken. Andererseits birgt dies auch Herausforderungen, da die SHK-Branche in ihren Strukturen, technischen Anforderungen und Kundenansprüchen eine andere Dynamik aufweist als etwa die Luxus- oder Automobilindustrie.

Die zuvor von Annette Becker betreute Marketingrolle bleibt demnach unbesetzt. Becker, die das Unternehmen bereits verlassen hat, trug als Vice President Global Marketing die Verantwortung für die strategische Neuausrichtung und das Produktmanagement. Nun schafft die Duravit AG erstmals die CMO-Position auf Vorstandsebene, was auf eine neue Prioritätensetzung hinweist. Die Branche verfolgt gespannt, ob Fromm mit seinem externen Blick die internationalen Marktziele erreicht und welche neuen Impulse daraus für Duravit und die SHK-Branche resultieren werden. Duravit sah sich zuletzt auch Übernahmegerüchten gegenüber. Die haben sich aber bislang nicht bestätigt.