Fluktuation oder Krise? Bayrischer Traditionshändler verliert auffällig leitendes Personal, während immer wieder Verkaufsgerüchte auftauchen.
Sanitär-Heinze steht vor einem internen Umbruch. In den letzten Monaten sollen mehrere Führungskräfte gekündigt oder ihren Austritt mitgeteilt haben. So wird in Markt erzählt, dass Thomas Kaerpf, Einkaufsleiter in Schweinfurt, nicht mehr lange im Betrieb sei. Auch über den Weggang des stellvertretenden Verkaufsleiters in Ainring, Christian Koch, sowie des Bereichsleiters für Ostdeutschland, Christoph Reinhardt, kursieren entsprechende Gerüchte. Der frühere IT-Leiter Jörg Teering hat bereits eine neue Position als Projekt- und Applikationsmanager ERP bei der Gassner GmbH angetreten.
Branchen-Insider interpretieren die jüngsten Entwicklungen beim Fachgroßhändler aus Ainring sogar als „Abwärtstrend“ und führen die Personalabgänge auf wachsende Unzufriedenheit zurück. „Der Laden ist tatsächlich auf Talfahrt“, erklärt ein Insider seine persönliche Ansicht, der allerdings anonym bleiben möchte. Ursache für die Unruhe sollen laut einem Hinweisgeber unter anderem Beraterfirmen sein, die von Geschäftsführer Suetterlin ins Unternehmen geholt wurden. Diese externen Kräfte hätten mehr Verwirrung als Struktur gebracht, da Veränderungsprojekte ohne ausreichend Rücksprache mit den Fachabteilungen eingeleitet wurden, heißt es. Auch die angeblich mangelnde Kommunikation und Organisation im Unternehmen trage zur Frustration vieler Mitarbeiter bei. Zudem belasten immer wieder aufkommende Gerüchte über einen möglichen Verkauf des Unternehmens die Belegschaft, was zusätzlich für Unsicherheit sorgt.
Marius Heinze selbst weist in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber SHKTacheles die Vorwürfe zurück. Die jüngsten Personalwechsel seien Teil einer „normalen Fluktuation“ und lägen unter dem Branchendurchschnitt, so der geschäftsführende Gesellschafter. Damit bestätigt Heinze indirekt die Kündigungen, stuft sie jedoch als unauffällig ein. „Mit Ausnahme von Herrn Reinhardt, welcher bei uns nur kurze Zeit beschäftigt war und dessen Nachfolger zeitnah vorgestellt wird, handelt es sich bei den anderen Personen um Mitarbeiter mit geringerer Führungsreichweite“, so Heinze. Auch der frühere IT-Leiter habe das Unternehmen planmäßig nach der Einarbeitung seines Nachfolgers verlassen.
Heinze räumt zudem ein, dass der Einsatz externer Berater Unruhe gestiftet haben könnte, relativiert dies jedoch als unvermeidlichen Teil eines Veränderungsprozesses: „Es ist nicht ungewöhnlich, dass solche Maßnahmen für den einen oder anderen Mitarbeiter unbequem sind.“ Die Beratungsprojekte seien abgeschlossen und hätten „zielführende Erkenntnisse“ geliefert, die nun umgesetzt würden.
Eine direkte Stellungnahme zu den immer wieder aufkommenden Übernahmegerüchten vermeidet Heinze. Dennoch wird innerhalb der Branche spekuliert, ob Verkaufsabsichten bestehen könnten, da laut Insidern bei einigen Mitarbeitern das Gefühl herrsche, Heinze vernachlässige das Unternehmen. Diese Gerüchte, die seit einiger Zeit kursieren, konnten bislang nicht verifiziert werden und werden von der Unternehmensleitung weder bestätigt noch kommentiert.
Sanitär-Heinze, ein Unternehmen mit starker regionaler Verwurzelung und Tradition, beschreibt sich selbst als einen Fachgroßhändler, der eng mit Herstellern und Handwerkern zusammenarbeitet und großen Wert auf Partnerschaft und Zuverlässigkeit legt. Ob das Unternehmen diesen Werten in der aktuellen Situation noch gerecht werden kann, muss sich zeigen.
Auch bei anderen Unternehmen der SHK-Branche, wie etwa beim österreichischen Konkurrenten Holter, kursieren immer wieder Übernahmegerüchte. Michael Holter, Inhaber des gleichnamigen Unternehmens, hat diese zwar entschieden zurückgewiesen, doch die Frage bleibt bestehen, ob Familienunternehmen dieser Größe langfristig eigenständig bleiben können.