Entlassungsgerüchte bei Frauenthal. Dazu verstärken sich die Spannungen mit einem Konkurrenten. Die aktuellen Halbjahreszahlen sind besorgniserregend.
Die Frauenthal-Gruppe sieht sich im ersten Halbjahr 2024 mit alarmierenden Kennzahlen konfrontiert. Ein deutlicher Umsatzrückgang, drastische Einbrüche beim EBIT und ein erheblicher Personalabbau zeichnen derzeit das Bild der Wiener. Der Druck auf das Management steigt. Diese Entwicklungen werden zudem von hartnäckigen Gerüchten um massive Entlassungen begleitet, die das Verhältnis zu einem der wichtigsten Wettbewerber, Impex, weiter verschärfen.
Der kürzlich veröffentlichte Halbjahresbericht 2024 der Frauenthal-Gruppe zeigt ein besorgniserregendes Bild. Der Gesamtumsatz des Unternehmens sank im Vergleich zum Vorjahr um 9,33% auf 502,9 Millionen Euro. Dramatisch der Einbruch beim EBIT, das um 93,19% auf lediglich 1,264 Millionen Euro fiel. Mit einem negativen Ergebnis nach Steuern von -4,358 Millionen Euro steht die Gruppe vor erheblichen Herausforderungen.
Besonders betroffen ist das Segment Handel, das traditionell eine der tragenden Säulen des Unternehmens darstellt. Hier brach der Umsatz um 9,09% auf 390,1 Millionen Euro ein. Noch gravierender war der Rückgang des EBIT, das um 108,74% einbrach und zu einem negativen Ergebnis von -1,434 Millionen Euro führte. Diese Ergebnisse spiegeln die schwierige Lage im österreichischen Haustechnikmarkt wider, bei der Insider momentan von einem Minus von 10 Prozent ausgehen und frühestens Ende 2025 eine Erholung erwarten.
In diesem schwierigen Umfeld hat die Frauenthal-Gruppe auch einen deutlichen Personalabbau vorgenommen. Die durchschnittliche Mitarbeiterzahl sank von 2.904 im ersten Halbjahr 2023 auf 2.697 im ersten Halbjahr 2024, was einem Rückgang von 207 Personen bzw. 7,13% entspricht. Besonders stark betroffen war die Division Automotive, die einen Rückgang von 128 Mitarbeitern (ca. 10,67%) verzeichnete. Auch im Handel musste das Unternehmen den Personalstand um 79 Mitarbeiter reduzieren, was einem Rückgang von 4,66% entspricht.
Diese Zahlen bestätigen teilweise die Gerüchte, die seit geraumer Zeit im Markt kursieren und von bis zu 400 Entlassungen bei Frauenthal sprechen. Obwohl ein Unternehmensinsider diese Zahlen als übertrieben zurückgeweist, zeigen die realen Entwicklungen, dass die Frauenthal-Gruppe gezwungen war, drastische Maßnahmen zu ergreifen, um auf das schwierige Marktumfeld zu reagieren.
Die Gerüchte um den Stellenabbau haben auch die Beziehung zwischen Frauenthal und dem Wettbewerber Impex stark belastet. Ein Frauenthal-Manager, der nicht namentlich genannt werden möchte, vermutet, dass Impex diese Gerüchte gezielt gestreut hat, um Frauenthal weiter unter Druck zu setzen. Impex-Ressortleiter Gerald Nöbauer wies diese Anschuldigungen jedoch entschieden zurück. In einer Stellungnahme betonte er, dass Impex auf Fairness und Integrität setze und sich nicht an der Verbreitung solcher Gerüchte beteilige. Er erklärte, dass sein Unternehmen sich darauf konzentriere, durch qualitativ hochwertige Produkte und exzellenten Service zu überzeugen, anstatt sich auf negative Kampagnen gegen Mitbewerber einzulassen.
In Österreich geht es bei Marktgerüchten oft rauer zu als in Deutschland. Während hierzulande tendenziell sachlicher und strukturierter über Branchenentwicklungen gesprochen wird, wird in der Alpenrepublik nicht selten unter die Gürtellinie gezielt. Die Auseinandersetzungen sind oft persönlicher, und das Marktgeschwätz emotional aufgeladen. Diese Dynamik verschärft die ohnehin bestehenden Rivalitäten.
So bleibt auch im Falle Frauenthal und Impex angesichts der schwierigen Marktbedingungen das Verhältnis angespannt. Die Situation ist in der Vergangenheit auch durch eine Reihe von Personalwechseln zwischen den beiden Firmen zusätzlich kompliziert worden. So wechselte beispielsweise Zlatko Tulic, ehemals bei Impex, zur Frauenthal-Tochter ÖAG, was zu Spekulationen über gezielte Abwerbemaßnahmen führte.
Im Lagebericht zum Halbjahresergebnis machte der Vorstand der Frauenthal-Gruppe unmissverständlich klar, dass die Herausforderungen für das Unternehmen noch lange nicht überwunden sind. Dr. Hannes Winkler, Vorstandsvorsitzender, betonte, dass die Frauenthal-Gruppe vor einer schwierigen zweiten Jahreshälfte steht, in der keine wesentliche Verbesserung des Trends zu erwarten sei. Das EBITDA für das erste Halbjahr 2024 betrug 18,2 Millionen Euro, was eine deutliche Reduktion gegenüber dem Vorjahr darstellt.
Winkler stellte fest, dass die negativen Entwicklungen im Handel und in der Automotive-Division, insbesondere die schwache Baukonjunktur und die ungünstigen Preisentwicklungen bei Photovoltaik-Produkten, erheblich zum Ergebnisrückgang beigetragen haben. Die wirtschaftlichen Unsicherheiten und die hohen Kostensteigerungen haben die Margen erheblich belastet, und das Unternehmen sieht sich gezwungen, weitergehende Maßnahmen zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung zu ergreifen. Das könnte im schlimmsten Fall weitere Stellenstreichungen bedeuten.
Um den Herausforderungen zu begegnen, hat die Frauenthal-Gruppe bereits eine Reihe von strategischen Anpassungen eingeleitet. Im Handel setzt das Unternehmen auf eine stärkere Differenzierung der Marktansprache und die Optimierung des Portfolios durch digitale und technische Lösungen. Die getrennten Vertriebsmarken SHT, ÖAG, Kontinentale und elektromaterial.at sollen genutzt werden, um gezielt unterschiedliche Marktsegmente anzusprechen und das Angebot an digitalen, Logistik-, Service- und Marketinglösungen kontinuierlich zu verbessern.
In der Division Automotive konzentriert sich das Management auf eine enge Zusammenarbeit mit Kunden, um gemeinsam Lösungen für die Zukunft zu entwickeln. Dazu gehören insbesondere Maßnahmen zur Kostenreduzierung und Produktivitätssteigerung, die angesichts der Unsicherheiten im Bereich der Elektromobilität und der allgemeinen Marktentwicklung notwendig sind.