Sprengt Cordes & Graefe jetzt die nächste Dimension?Bald wohl neues Haus in Berlin - lässt cleveren Hattrick vermuten
Markttitan GC/G.U.T. ist beim Thema Weiterwachstum und PHGs ja wahrlich kein unbeschriebenes Blatt. Was dem Anschein nach in Kürze für den Berliner Standort geplant ist, könnte allerdings ein brisantes Novum in der Unternehmensstruktur sein.
Der Plan scheint zu stehen. Der Name auch. Lapone KG soll das neue Haus unter dem Dach der Cordes & Graefe KG dem Hörensagen nach heißen. So wollen es einige bestens informierte Branchenteilnehmer über den neuen PHG höchstselbst erfahren haben. Der vom hanseatischen Großhändler frisch angeworbene Gesellschafter Massimo Lapone macht im Vorfeld – wie es aussieht – kein Geheimnis aus dem Überraschungscoup. Wann das Haus genau eröffnet werden soll und unter welcher Flagge, darüber entspinnen sich bereits delikate Mutmaßungen. Man munkelt in SHK-Kreisen, dass es sich hier um ein völlig neues „Modell“ aus der GC-Schmiede handeln könnte, was aber noch unbestätigt ist. Möglicherweise ein neuer Strategieansatz, der die bisherige Beteiligungsklausel von unter 50% umgeht und dem angeheuerten Gesellschafter zu 100% die Anteile überlässt.
Was einem eigenständigen Unternehmen gleichkäme. Laut Spekulationen weise darauf unter anderem das Weglassen der GC-Gruppe bzw. der G.U.T.-Gruppe bei der E-Mail-Firmierung hin, wie man im Wettbewerb dem Bekunden nach aus einem öffentlichen Rundschreiben an die Lieferanten geschlossen haben will. So geschehen im jüngsten Fall der Hülsen KG, die am 1. Mai 2023 offiziell in Service-Kooperation mit der G.U.T.-Gruppe an den Start ging, sich im digitalen Absender aber auch auf der eigenen Website mit huelsenkg.de ausweist statt üblicherweise mit gut-gruppe.de bzw. gc-gruppe.de. Auf Nachfrage von SHK Tacheles zu den möglichen Plänen und strategischen Hintergründen bat die Pressestelle des Bremer Contors um Verständnis, dass man sich zu Spekulationen nicht äußern wolle und zu Themen grundsätzlich erst informiere, wenn sie spruchreif seien.
Den Hinweisen zufolge soll Lapone, seit etwas mehr als drei Jahren Verkaufsleiter für Berlin/Brandenburg, nach seiner Kündigung von seinem alten Arbeitgeber Deinzer + Weyland jedenfalls vor einigen Tagen freigestellt worden sein. Laut eigener Aussage wolle er sich künftig als besagte Lapone KG im Rahmen des Verbundes selbstständig machen. Mit der anscheinend neu geplanten GC-Niederlassung bekäme die Bär & Ollenroth KG in Berlin, die hier schon an zwei Standorten mit Hauptsitz und Dependance sowie jeweils mit Elements-Fachausstellungen vertreten ist, ein neues Partnerhaus an die Seite.
Das komplexe und mittlerweile teils unübersichtliche Geflecht um die Bremer Holding folgte dabei bislang offensichtlich einer konsequenten Organisationsstruktur. Als Dienstleister für die GC-Gruppe, einem Großhandelszusammenschluss aus familiengeführten Unternehmen, wuchs diese seit 1966 kontinuierlich über den 3-stufigen Vertriebsweg und das sehr erfolgreich. Nach und nach fand dann die Ausgliederung von Tochterunternehmen wie die HTI-Gruppe (Handel für Tiefbau + Industrietechnik), die EFG-Gruppe (Elektro-Aktivitäten), die DTG (Dachtechnik-Großhandel) und die ITG (Industrietechnik-Großhandel) statt. Auf entschlossenem Expansionskurs erwarb die GC-Gruppe schon früh auch Partner im Ausland: in Luxemburg, Polen, Tschechien, Ungarn. Und der Wachstumsdrang des Vollsortimenters scheint weiter ungebrochen, wie die noch unbestätigten Pläne des nächsten neuen Hauses im Raum Berlin vermuten lassen.
Indem die gewonnenen Partnerhäuser der GC-Gruppe unter der Führung persönlich haftender Gesellschafter stehen, profitieren letztere dabei einheitlich von Logistik, Warenwirtschaftssystemen, Marketing und Know-how des Marktführers. In etwa vergleichbar dem Franchising. Die Häuser sollen sich voll auf den Vertrieb konzentrieren. Im Gegenzug kassiert die GC-Gruppe entsprechende Kontingente an den Marktanteilen, die der PHG mit seinem Haus in der jeweiligen Region erzielt. Wie die Redaktion erfuhr, entstand für einige Marktkenner offenbar schon mit dem Startschuss der Hülsen KG hier und da der Eindruck einer möglicherweise neuen Ausbaustrategie seitens GC: bekannte Gruppenfassade bei neuen Inhaberverhältnissen.
Laut Insiderdarstellung ist es bei der expansionshungrigen GC-Gruppe darüber hinaus wohl Usus, junge aufstrebende Eigengewächse der GC-Gruppe zu entwickeln, um diese später als selbstverantwortliche PHGs einzusetzen. Mittlerweile ginge man aber auch schon vermehrt dazu über, zum Zwecke eigener Wachstumsambitionen bewusst den Wettbewerb zu schwächen, wie GC schon in der Vergangenheit wiederholt vorgeworfen wurde und aus der Bremer Chefetage bis heute beharrlich dementiert wird. Dazu rekrutiere die Gruppe angeblich gezielt und mit entsprechenden Verführungskünsten zusätzlich starke Akteure von der Konkurrenz, wie aus den genannten Quellen zu hören ist. Aus der Unternehmensleitung selbst heißt es dazu seit Aufkommen der Vorwürfe, man ginge nie aktiv auf die Leute zu, diese kämen vielmehr zu ihnen. Auch wenn hier Aussage gegen Aussage steht, ist nicht auszuschließen, dass der Fall Massimo Lapone nach genau diesem Muster abgelaufen sein könnte. Eine Abwerbepraxis, über die mutmaßlich auch schon andere große SHK-Entscheider nachdächten, so lässt man weiter aus Insiderkreisen verlauten.
Wird auf dem mittlerweile stahlhart umkämpften Sanitärschlachtfeld jetzt also zunehmend ein noch schärferes Schwert gezogen? Für einige Branchenvertreter offenbar denkbar, dass man sich vielleicht sogar ungeschriebene aber legale Ausnahmen vom Kartellverbot zunutze macht, um als Gruppe widerstandslos weiter wachsen zu können, auch wenn schon eine kritische Größe erreicht ist. Der Ruf nach mehr Profit scheint jedenfalls laut und vielversprechend.
(Stefanie Luy)