Sprengt Cordes & Graefe jetzt die nächste Dimension?
Bald wohl neues Haus in Berlin - lässt cleveren Hattrick vermuten

Markttitan GC/G.U.T. ist beim Thema Weiterwachstum und PHGs ja wahrlich kein unbeschriebenes Blatt. Was dem Anschein nach in Kürze für den Berliner Standort geplant ist, könnte allerdings ein brisantes Novum in der Unternehmensstruktur sein.

Der Plan scheint zu stehen. Der Name auch. Lapone KG soll das neue Haus unter dem Dach der Cordes & Graefe KG dem Hörensagen nach heißen. So wollen es einige bestens informierte Branchenteilnehmer über den neuen PHG höchstselbst erfahren haben. Der vom hanseatischen Großhändler frisch angeworbene Gesellschafter Massimo Lapone macht im Vorfeld – wie es aussieht – kein Geheimnis aus dem Überraschungscoup. Wann das Haus genau eröffnet werden soll und unter welcher Flagge, darüber entspinnen sich bereits delikate Mutmaßungen. Man munkelt in SHK-Kreisen, dass es sich hier um ein völlig neues „Modell“ aus der GC-Schmiede handeln könnte, was aber noch unbestätigt ist. Möglicherweise ein neuer Strategieansatz, der die bisherige Beteiligungsklausel von unter 50% umgeht und dem angeheuerten Gesellschafter zu 100% die Anteile überlässt.

Was einem eigenständigen Unternehmen gleichkäme. Laut Spekulationen weise darauf unter anderem das Weglassen der GC-Gruppe bzw. der G.U.T.-Gruppe bei der E-Mail-Firmierung hin, wie man im Wettbewerb dem Bekunden nach aus einem öffentlichen Rundschreiben an die Lieferanten geschlossen haben will. So geschehen im jüngsten Fall der Hülsen KG, die am 1. Mai 2023 offiziell in Service-Kooperation mit der G.U.T.-Gruppe an den Start ging, sich im digitalen Absender aber auch auf der eigenen Website mit huelsenkg.de ausweist statt üblicherweise mit gut-gruppe.de bzw. gc-gruppe.de. Auf Nachfrage von SHK Tacheles zu den möglichen Plänen und strategischen Hintergründen bat die Pressestelle des Bremer Contors um Verständnis, dass man sich zu Spekulationen nicht äußern wolle und zu Themen grundsätzlich erst informiere, wenn sie spruchreif seien.

Den Hinweisen zufolge soll Lapone, seit etwas mehr als drei Jahren Verkaufsleiter für Berlin/Brandenburg, nach seiner Kündigung von seinem alten Arbeitgeber Deinzer + Weyland jedenfalls vor einigen Tagen freigestellt worden sein. Laut eigener Aussage wolle er sich künftig als besagte Lapone KG im Rahmen des Verbundes selbstständig machen. Mit der anscheinend neu geplanten GC-Niederlassung bekäme die Bär & Ollenroth KG in Berlin, die hier schon an zwei Standorten mit Hauptsitz und Dependance sowie jeweils mit Elements-Fachausstellungen vertreten ist, ein neues Partnerhaus an die Seite.

Das komplexe und mittlerweile teils unübersichtliche Geflecht um die Bremer Holding folgte dabei bislang offensichtlich einer konsequenten Organisationsstruktur. Als Dienstleister für die GC-Gruppe, einem Großhandelszusammenschluss aus familiengeführten Unternehmen, wuchs diese seit 1966 kontinuierlich über den 3-stufigen Vertriebsweg und das sehr erfolgreich. Nach und nach fand dann die Ausgliederung von Tochterunternehmen wie die HTI-Gruppe (Handel für Tiefbau + Industrietechnik), die EFG-Gruppe (Elektro-Aktivitäten), die DTG (Dachtechnik-Großhandel) und die ITG (Industrietechnik-Großhandel) statt. Auf entschlossenem Expansionskurs erwarb die GC-Gruppe schon früh auch Partner im Ausland: in Luxemburg, Polen, Tschechien, Ungarn. Und der Wachstumsdrang des Vollsortimenters scheint weiter ungebrochen, wie die noch unbestätigten Pläne des nächsten neuen Hauses im Raum Berlin vermuten lassen.

Indem die gewonnenen Partnerhäuser der GC-Gruppe unter der Führung persönlich haftender Gesellschafter stehen, profitieren letztere dabei einheitlich von Logistik, Warenwirtschaftssystemen, Marketing und Know-how des Marktführers. In etwa vergleichbar dem Franchising. Die Häuser sollen sich voll auf den Vertrieb konzentrieren. Im Gegenzug kassiert die GC-Gruppe entsprechende Kontingente an den Marktanteilen, die der PHG mit seinem Haus in der jeweiligen Region erzielt. Wie die Redaktion erfuhr, entstand für einige Marktkenner offenbar schon mit dem Startschuss der Hülsen KG hier und da der Eindruck einer möglicherweise neuen Ausbaustrategie seitens GC: bekannte Gruppenfassade bei neuen Inhaberverhältnissen.

Laut Insiderdarstellung ist es bei der expansionshungrigen GC-Gruppe darüber hinaus wohl Usus, junge aufstrebende Eigengewächse der GC-Gruppe zu entwickeln, um diese später als selbstverantwortliche PHGs einzusetzen. Mittlerweile ginge man aber auch schon vermehrt dazu über, zum Zwecke eigener Wachstumsambitionen bewusst den Wettbewerb zu schwächen, wie GC schon in der Vergangenheit wiederholt vorgeworfen wurde und aus der Bremer Chefetage bis heute beharrlich dementiert wird. Dazu rekrutiere die Gruppe angeblich gezielt und mit entsprechenden Verführungskünsten zusätzlich starke Akteure von der Konkurrenz, wie aus den genannten Quellen zu hören ist. Aus der Unternehmensleitung selbst heißt es dazu seit Aufkommen der Vorwürfe, man ginge nie aktiv auf die Leute zu, diese kämen vielmehr zu ihnen. Auch wenn hier Aussage gegen Aussage steht, ist nicht auszuschließen, dass der Fall Massimo Lapone nach genau diesem Muster abgelaufen sein könnte. Eine Abwerbepraxis, über die mutmaßlich auch schon andere große SHK-Entscheider nachdächten, so lässt man weiter aus Insiderkreisen verlauten.

Wird auf dem mittlerweile stahlhart umkämpften Sanitärschlachtfeld jetzt also zunehmend ein noch schärferes Schwert gezogen? Für einige Branchenvertreter offenbar denkbar, dass man sich vielleicht sogar ungeschriebene aber legale Ausnahmen vom Kartellverbot zunutze macht, um als Gruppe widerstandslos weiter wachsen zu können, auch wenn schon eine kritische Größe erreicht ist. Der Ruf nach mehr Profit scheint jedenfalls laut und vielversprechend.

(Stefanie Luy)




Wichtiger Einkäufer im Onlinehandel – bekannt wie ein bunter Hund
Jetzt ist der E-Commerce-Profi offenbar seinem Stammhaus entlaufen

Das lässt wilde Spekulationen ins Kraut schießen. Schließlich scheint er bei den Branchenvertrieblern alles andere als ein No-Name und in der deutschen Industrie das Gesicht für den Einkauf zu sein.

Es gibt sicher Abtritte, die im Ergebnis geräuschloser bleiben. Allerdings: Im Fall von Oliver Anders, bisher leitender Langzeitmitarbeiter im Einkäuferteam um Volker Titzkus beim großen Onlinehändler Reuter, darf man wohl von einer Art grauer Eminenz sprechen. Eminenz deshalb, weil Anders vermutlich so ziemlich jedem im SHK-Vertrieb und deutschlandweit auch auf Lieferantenseite ein Begriff sein dürfte und mit Bekanntwerden seines vermeintlichen Abgangs wahrscheinlich mächtig Aufsehen erregen wird. Mehrere seriöse Branchenvertreter, die Anders und das Familienunternehmen Reuter gut kennen, berichten dieser Redaktion nun einheitlich von einem scheinbar jüngst vollzogenen Weggang des E-Commerce-Urgesteins.

Und das nach einem vormals besonderen Verwachsensein des Reuterianers mit seinem Stammhaus: Als Einkäufer der ersten Stunde soll Anders am Aufbau von Reuter Bad mitgewirkt haben, wie es aus verlässlich informierten Quellen heißt. Mit dem 2004 ins Leben gerufenen Reuter Badshop betrat man seinerzeit noch digital relativ unberührtes Branchenland, das sich für Reuter aber wohl schnell als äußerst fruchtbar erwies und dem Sanitärfachhändler entsprechendes Wachstum bescherte.

Jetzt also das Ende der Ära Anders bei Reuter Bad? Er selbst macht aus seinem Abgang dem Vernehmen nach keinen Hehl und hat die brandheiße Kunde im engen Kreis offenbar persönlich durchsickern lassen, wie man die Redaktion wissen ließ. Es würde sich bei der Personalie um einen ganz normalen Vorgang handeln, der seit Monaten intern besprochen war, wie aus den Kreisen zu hören ist. Man habe all die Jahre gut zusammengearbeitet. Mit dem selbstgewählten und sauber verlaufenen Ausscheiden wolle Anders einfach mal was Neues machen, so heißt es weiter aus besagten Quellen. Was sich hinter diesem Neuen konkret verbirgt, darüber schweigt sich Anders aber anscheinend noch aus.

Demzufolge wird schon heftig spekuliert, ob seine Wechselambitionen möglicherweise sogar auf den stationären Großhandel abzielen könnten. Kein Geheimnis, dass beispielsweise auch Elmer Digital und die GC Gruppe zurzeit auf der Suche nach strategischen Einkäufern und Support für ihren E-Commerce sind. Elmer scheint sich als Zielscheibe dabei im Besonderen für das Gerüchteköcheln anzubieten, da bereits Daniel Goertz als Ex-Reuter Geschäftsführer Marketing, E-Commerce und Produktmanagement vor gut dreieinhalb Jahren in den Funktionen CDO und CMO zu Elmer Digital (Elmer Unternehmensgruppe) gewechselt ist.

Die Liste derer, die sich im High Noon der gebeutelten Branche nach einem offenkundig ausgemachten Strategen wie Anders mit ziemlicher Sicherheit gerade die Finger lecken, dürfte allerdings noch deutlich länger sein. Eine entsprechende Nachfrage von SHK Tacheles beim mutmaßlich von Anders quittierten Arbeitgeber Reuter blieb bis zum Erscheinen dieses Beitrags unbeantwortet.

(Stefanie Luy)




Nächster Donnerschlag bei den Badausstattern kündigt sich an
Offenbar sind Preissenkungen geplant

Die gängigen Instrumente im Notfallkoffer der Sanitärbranche sind bekanntlich gezählt. Bei der krisenbedingt immer dünner werdenden Luft ist Ultima Ratio deshalb gefragter denn je. Insidern zufolge plant ein renommierter Badausstatter bei seinen Rettungsmaßnahmen, offenbar schon bald nach einem gefürchteten Mittel zu greifen und würde damit im Kampf gegen die Krise eine heilige Kuh schlachten.

Das Sanitärdilemma hat Formen angenommen, in denen die Hebel langsam knapp werden. Was, wenn Kurzarbeit, Entlassungen und die branchenweit längst irrwitzigen Intervalle bei den Teuerungszuschlägen nicht mehr ausreichen, um das einstürzende Geschäft zu kompensieren? Das Hemerer Familienunternehmen Keuco arbeitet hinter den Kulissen offenbar an einer für den gesamten Markt hochbrisanten Antwort auf diese Frage: Mehrere seriöse Quellen wollen jedenfalls wissen, dass Keuco angeblich eine Senkung seiner Werkslistenpreise zum 1.1.2024 plane.

Damit würde es Keuco dem Badriesen Hansgrohe gleichtun, der 2020 schon das Mittel einer massiven Preisanpassung nach unten wählte und damit die Branche das Fürchten lehrte. Während Hansgrohe nach Mediendarstellung seinerzeit schon um einen großzügig zweistelligen Prozentsatz kappte, soll es sich bei Keuco unbestätigten Hinweisen zufolge um eine geplante Bruttopreissenkung von 15 Prozent handeln. Indem sich die Handelswelt aber nunmal die Preishoheit zuschreibt, schmeckt es selbiger bekanntermaßen generell nicht, wenn die Industrie eigenmächtig an der Verkaufsschraube dreht. Da können auch schon mal Sanktionen drohen, wie die Vergangenheit gezeigt hat.

Möglicherweise würde mit dieser durchschlagenden Maßnahme für weitere Nachahmer aus der Branche ja sogar ein Hemmschuh abgestreift, um den Liquiditätsproblemen noch wirkungsvoller etwas entgegenzusetzen? Wie man weiß, versuchen sich immer mehr Trittbrettfahrer aus Zahlungsschwierigkeiten zu retten, indem sie ihre Materialpreise erhöhen. Diese seit rund 2 Jahren hochgeschaukelte Geschwindigkeit bei den Teuerungszuschlägen – schon lange nicht mehr nur am Jahresanfang – war bereits bis hierhin ein sehr bedenkliches Signal. Die Gewinneinbußen bei den Badausstattern um durchschnittlich ein Fünftel im Vorjahresvergleich treiben die Branche immer erbarmungsloser vor sich her. Eine Weile schien das Mittel des Teuerungszuschlags auch einigermaßen zu wirken, um den Unternehmen ihren überlebenswichtigen Profit zu sichern.

Der Sauerländer Komplettanbieter für Badeinrichtung Keuco hat wie viele andere große Namen (u.a. Hüppe, Duravit, V&B, Ideal Standard, Windhager) bereits Kurzarbeit angemeldet und auch schon durch Verkaufsgerüchte unfreiwillig auf sich aufmerksam gemacht. SHK Tacheles hat darüber Mitte des Jahres berichtet. Zwar dementierte damals Hartmut Dalheimer, Ex-Chef von Keuco, gegenüber der Redaktion. An den weiterhin hartnäckigen Mutmaßungen gut informierter Handelsmanager scheint das aber nichts zu ändern.

Ohnehin ist vor dem Hintergrund der sich nachhaltig verschärfenden Krise wahrscheinlich zu erwarten, dass die Branche künftig ganze Entlasswellen überrollen und sich auch beim heiklen Thema Bruttopreissenkung noch weitere Unternehmen notgedrungen dieser Reißleine bedienen werden. Die österreichische Sanitärgesellschaft Palme jedenfalls hat sich laut Hinweisen aus gut informierten Kreisen möglicherweise auch schon zu dieser drastischen Nachlassmaßnahme bekannt. Ein wohl reiflich überlegter Schritt, der für die Unternehmen nicht nur ein Wundermittel, sondern auch einen erheblichen Umsetzungsaufwand darstellt. Vom drohenden Ärger und vermutlich rauen Wind aus Großhändlerrichtung mal ganz zu schweigen. Auf Nachfrage der Redaktion hieß es seitens der Geschäftsführung von Keuco dann auch erwartungsgemäß, eine Antwort bleibe aus, „da mögliche Preis- und Konditionenauskünfte jeder Art kartellrechtsrelevant wären.“

(Stefanie Luy, Knut Maria Siebrasse)




Großer Onlinehändler kämpft mit bösem Bashing und Panikkäufen
Bestellungen explodieren, Produktion hinkt hinterher

Man will eigentlich Deutschlands größter Internethandel für Heiztechnik werden und hat es auch zu beachtlichem Wachstum und einem Ruhmestitel als „Deutschlands bester Online-Shop 2021“ gebracht. Wie passt das mit einem aktuellen Bewertungsscore von mickrigen 1,64 Sternen auf dem Käuferschutzportal Trusted Shops zusammen, wo der Markendiscounter seit einiger Zeit eine geballte Ladung kassiert?

Heizungsdiscount24 gilt als ein Onlinehandel, den man bislang auf dem Schirm haben musste. Erst recht, nachdem man mit dem Verkauf an die Frankfurter Beteiligungsgesellschaft VR Equitypartner (VREP) Anfang 2022 die Flügel nochmal weiter aufgespannt hat. Das Gießener Unternehmen konnte 2006 in seinen Anfängen mit dem Verkauf von Wärmeerzeugern über eBay erste Wurzeln schlagen und ist als Schnellentwickler in relativ kurzer Zeit zum veritablen Mittelständler im E-Commerce gereift. Der erwirtschaftete Jahresumsatz betrug 2020 mehr als 65 Mio. EUR. Mit großen Marken wie Bosch, Vaillant, Buderus, Viessmann, Wolf, Grundfos oder Daikin werden hier die gängigen Direktverkaufspreise unterboten. Immer schon ein Dorn im Auge der stationären Händler. Mit der Veräußerung an Equitypartner und Co-Investoren begab man sich entschlossen auf weiteren Wachstumskurs. Erklärtes Ziel: der Aufbau eines großflächigen Netzes von Partnerbetrieben aus dem Handwerk mittels Buy-and-Build-Strategie. Man wollte sich mit dem Deal als Full-Service-Anbieter fest auf dem deutschen Heizungsmarkt verankern und vom Prozess-Knowhow des Finanzierungspartners profitieren.

Einst über Verbrauchervotum mit Prädikat und Auszeichnung hochgelobt, hat sich der Wind für Heizungsdiscount24 aber offensichtlich mittlerweile etwas gedreht. Auf Trusted Shops jedenfalls kracht es gewaltig. Als Bewertungsplattform, die sich ausdrücklich dem Käuferschutz verschrieben hat, erschallt die Kritik jener, die ihre Erfahrungen mit dem Markendiscounter gemacht haben, dabei naturgemäß nochmal lauter. „Vorsicht vor dieser Firma“, „nie wieder“ „Kundenservice miserabel“, „Paypal Käuferschutz beantragen, sonst rühren die sich nicht“ … liest man hier in erstaunlicher Serie. Es ist von „Verarschung“ und gehäuft von „Betrug“ die Rede, von Transportschäden, nie angekommenen Lieferungen, von Nicht-Erreichbarkeit und endlosem Warten auf Rückerstattung. Positive Rezensionen muss man hier schon suchen. Und auch auf Google Reviews gibt das Unternehmen gerade kein glanzvolles Bild ab: „Saftladen“, „Finger weg von diesem Unternehmen“, „grauenhafter Kundenservice“, „absolute Katastrophe“ oder „schlechtester Onlineshop, mit dem ich je zu tun hatte.“ Die Liste des Luftmachens auf diesen Portalen könnte an dieser Stelle noch um einige Absätze weitergeführt werden. Gesamtscore bei Google wenigstens 3,7 von 5 Sternen, aber damit immer noch weit abgeschlagen von vormals „ausgezeichnet“.

Dem Anschein nach hapert es bei Heizungsdiscount24 also zwischenzeitlich nicht nur am Beschwerdemanagement. Die Redaktion wollte deshalb mal wissen, wie die Verantwortlichen des Onlinehändlers mit der vernichtenden Kritik auf dem Käuferschutzportal umgehen und was aus Unternehmenssicht dahintersteckt. Kündigt sich hier etwa der nächste Kollaps in der Branche an? Auf Nachfrage von SHK Tacheles verwies die Geschäftsleitung des Internetanbieters auf das branchenweit gewaltige Straucheln infolge des neuen Gebäudeenergiegesetzes und daraus resultierender „Panikkäufe“. Heizungsdiscount24 verzeichne „seit Monaten ein Vielfaches der sonst üblichen Bestellungen“, was dazu geführt hätte, dass die „Kundenkontakte im Vergleich zum Vorjahr innerhalb weniger Wochen um 150 Prozent gestiegen“ seien und „die Produktion hinterherhinke“. Man habe daraufhin im Rahmen „einer ganzen Reihe konkreter Maßnahmen“ die Anzahl der Mitarbeitenden „massiv auf nunmehr 180 erhöht“ und verfolge das Ziel, schnellstmöglich wieder Zuverlässigkeit und den gewohnten Service bieten zu können. Man wolle die negativen Erfahrungen einiger Kunden auch gar nicht „kleinreden“ und habe sich bereits proaktiv auf der eigenen Shop-Startseite erklärt.

Das unter SHK-Insidern kursierende Gerücht mittlerweile eingestellter Geschäfte über Amazon bestätigte die Geschäftsleitung derweil dieser Redaktion: „Im Sinne unserer Kunden verzichten wir derzeit auf Umsatz und Ertrag des vergleichsweisen kleinteiligen Geschäfts bei Ebay und Amazon, gehen aber davon aus, unsere Angebote ebendort noch in diesem Jahr zu reaktivieren.“ Heizungsdiscount24 gibt sich zweckoptimistisch und weiß doch: „Am Ende hängt die gesamte Branche seit 2022 am willkürlichen gesetzgeberischen Hin und Her und ist so mehr Beifahrer als Steuermann“, wie man selbst im Statement gegenüber SHK Tacheles resümiert. Man wird sehen, ob es dem Unternehmen tatsächlich gelingen wird, der Knute von Regierung und Krise nachhaltig zu trotzen und damit einem möglicherweise drohenden Shop-Flop zu entgehen.

(Stefanie Luy)




Investor kündigt Gamechanger an
Erste Wärmepumpe für den Selbsteinbau - Installateur bleibt nur noch Ab- und Inbetriebnahme

DIY ausgerechnet bei der Wärmepumpe, dem aktuellen Krisenthema Nummer 1, geht das? Ja, scheint zu gehen. Wenn alles nach Plan läuft, öffnen sich damit die Self-made-Schleusen für Otto Normal.

Die 3U Holding AG hat im Hintergrund fleißig an einer Revolution gearbeitet, die in Kürze enthüllt werden soll. Die Produktneuheit ThermCube verspricht, was bislang wohl niemand für möglich gehalten hätte: nämlich den Selbsteinbau einer Wärmepumpen-Heizzentrale. Die Installation, so lässt man bereits vor der Bekanntmachung auf großer Bühne wissen, sei für Heimwerker und Selbstbauer dank vorgefertigter Komponenten kinderleicht. Und das mitten im hochnervösen Szenario der Energiewende und des glühend heiß diskutierten Gebäudeenergiegesetzes (GEG). Das dürfte im Umfeld des Geschachers um den Wärmepumpenmarkt für die SHK-Akteure fast schon nach Zynismus klingen.

Nicht nur sei der Einbau der bahnbrechenden Luft-Wasser-Wärmepumpe mit ihren vorinstallierten hydraulischen und elektrischen Bauteilen sozusagen Peanuts. Der ThermCube benötige zudem gerade mal 1qm Raum, so wird versprochen. Die neue steckerfertige „Wärmepumpen-Heizzentrale im Schrank“ aus dem Hause 3U empfiehlt sich als Qualitätsprodukt made in Germany und als besonders kostengünstige Lösung für den Selbstaufbau. Dem ohnehin schon schwer belasteten Fachhandwerker wird mit der in Aussicht gestellten Innovation dabei künftig die zweite Reihe zugewiesen. Für ihn ist mit dem ThermCube nur noch die Ab- und Inbetriebnahme vorgesehen. Obendrein sei das Produkt förderfähig und gäbe „Fehlern bei der Montage keine Chance“. Es sei zukunftssicher durch das natürliche Kältemittel R290 (Propan) und erübrige einen Kältemittelschein für die Verbindung von Aussen- und Inneneinheit. Nebenbei bemerkt ist der als revolutionär angepriesene ThermCube auch noch flexibel in vier verschiedenen Varianten verfügbar: Basic, Hybrid, Premium und PremiumPlus. Bei Bedarf ist diese DIY-Wärmepumpe demnach auch zur Einbindung eines bestehenden fossilen Wärmeerzeugers oder mit vorbereitetem Solarthermiekreis bzw. für wasserführende Festbrennstofföfen und Multifunktionsspeicher erhältlich.

Mit der Produktvorstellung, die laut Pressemitteilung für den 16. August angekündigt ist, fällt ein sehr grelles Schlaglicht auf die 1997 gegründete Marburger Beteiligungsgesellschaft. Immerhin bringt die wachstumsorientierte 3U Holding AG, die übrigens einen aktuellen Börsenwert von rund 105 Mio. EUR verzeichnet, hier möglicherweise einen kapitalen Gamechanger ins Spiel. Aufgefallen war der Nischenplayer schon zuvor durch seine jüngst weichenstellende Positionierung beim Thema Erneuerbare Energien. Einem der drei von 3U bespielten Segmente neben der Informations- und Telekommunikationstechnik und SHK. Man hatte seine Investoren mit der Entwicklung neuer Windparks und diversen Repoweringprojekten bereits auf sich und sein zukunftssicherndes Wertschöpfungspotenzial aufmerksam gemacht. Generell steht bei der branchenbekannten Holding offensichtlich das Materialisieren von Megatrends, insbesondere über E-Commerce und die Digitalisierung im Mittelstand, auf den Fahnen.

Als direkter Vermarkter des sogenannten ThermCube fungiert dabei die 3U-Tochter Selfio mit unmissverständlichem DIY im firmeneigenen Aushängeschild: Do it yourself. Aber do it richtig. Kein Zufall, dass sich der neueste Coup der Holding seiner Thermo-Sparte widmet. Gilt doch ihr besonderes Augenmerk dem SHK-Segment mit Fokus auf Heizen, Lüften und Wassermanagement, wo man die größten Wachstumschancen ausmacht. Das Absatzverhältnis der Online-Geschäfte von Selfio gibt dabei die Ausrichtung klar vor: nur 25% des Umsatzes entfallen hier auf den Handwerker, 75% indes auf den Selberbauer. Die bereits bis hierhin erzielten Erfolge lassen offenbar sogar schon über einen Börsengang des Tochterunternehmens spekulieren.

Reiht sich in Zeiten der Wärmewende unter Umgehung der bisherigen Federführer jetzt also die eierlegende Wollmilchsau ausgerechnet in der Do-it-yourself-Nische auf dem heftig umkämpften SHK-Markt ein? Sollte dies der Fall sein, wird die Rollenverteilung auf dem Wärmepumpensektor, dessen Absatz sich laut Statistischem Bundesamt zuletzt sogar dramatisch halbiert hatte, wohl gründlich umgeschrieben werden müssen.

(Stefanie Luy)