(Update) Großes Handelshaus – wieder ein Überlauf zur Konkurrenz mit Sogwirkung
Fahnenflüchtige der Branche scheinen sich zu formieren

Erst abtrünnig und dann auch noch gefährlich für den eigenen Standort? Für das betroffene Handelsunternehmen dürften die jüngsten Entwicklungen um die Personalie einen tiefen Krater reißen, sollten die Gerüchte stimmen.

Wilhelm Schuster, oberster Manager der Richter+Frenzel Gruppe, hat bereits bestätigt. Demnach ist es richtig, dass Verkaufsleiter des Unternehmenszweigs R+F TBU (Tiefbau und Umwelttechnik) Oliver Halbig, nach einer halben Ewigkeit – nämlich fast drei Jahrzehnte – bei Richter+Frenzel, seinen Dienst quittiert hat. SHKTacheles hat über die vorausgemeldete Pressemitteilung bereits auf Stand gesetzt. Laut Insideraussage ist Halbig beim Konkurrenten Muffenrohr Tiefbauhandel mit Hauptsitz in Ottersweier ins Boot gesprungen. Und zwar gleich in Begleitung mehrerer Mitarbeiter, die bei R+F TBU ebenfalls in den Sack gehauen und bei Muffenrohr angeheuert haben. Auch diese Info ist von Schuster beglaubigt: „Mir sind zwei Fälle bekannt. Halbig plus 2 Außendienstmitarbeiter. Also drei insgesamt.“ Nach unbestätigter Darstellung externer Informanten soll es sich sogar um eine zweistellige Vielzahl an abgewanderten Mitarbeitern handeln.

In den letzten Wochen sei viel passiert. Jedenfalls gehe man nach einer derart langen Unternehmenszugehörigkeit nicht weg, wenn alles schick wäre, so wird das Geschehen um Halbig marktseits kolportiert. Die genauen Gründe für den Bruch sind nicht bekannt. Halbig, vormals zuständig für den wichtigen Standort Würzburg, soll nach Darstellung gut informierter Marktkenner seinem alten Pflaster auch in seiner neuen Funktion treu bleiben. Es heißt, Halbig sei damit betraut, ausgerechnet in Würzburg für seinen künftigen Arbeitgeber Muffenrohr eine neue Niederlassung aufzumachen. Das konkrete Vorhaben könne Schuster laut eigener Aussage indes nicht bestätigen. Sollte dem aber am Ende tatsächlich so sein, brächte diese Entwicklung zwischen den Konkurrenten sicher mächtig Temperatur in den Würzburger Wettbewerb.

Die Muffenrohr Tiefbauhandel GmbH befindet sich als Teil der Stark Gruppe Deutschland gezielt auf Wachstumskurs. Nachdem das Unternehmen 2021 bereits die Übernahme der Handelsaktivitäten der Ludwig Pfeiffer Hoch- und Tiefbau GmbH & Co KG verkündet hat, schlug der Ottersweierer Tiefbauspezialist nur wenige Wochen später mit der Übernahme der renommierten Tröger & Entenmann Unternehmensgruppe einen nächsten Meilenstein für sich ein. Vor diesen beiden Deals hatte sich Muffenrohr schon das operative Geschäft der Harzrohr Handelshaus GmbH einverleibt und kauft scheinbar munter zu. Um weiter zu wachsen, investiert das Unternehmen zudem konsequent in das eigene Niederlassungsnetzwerk. Parallel zu den Akquisitionen erfolgten schon entsprechende Neueröffnungen an den Standorten Koblenz und Zeven (Niedersachsen). Vermeintlich jüngstes Projekt könnte jetzt also Würzburg als neuer regionaler Herausforderer des bisherigen Marktbeschickers R+F TBU sein?

Die Richter+Frenzel TBU GmbH + Co. KG (R+F TBU) ist ein seit Jahrzehnten etablierter Vertriebsspezialist für Produkte rund um Tiefbau, Versorgung/Entsorgung, Gebäude- und Umwelttechnik. Der Unternehmenszweig ist Teil der Richter+Frenzel Gruppe und beliefert seine Kunden als Großhandelspartner mit 26 Standorten deutschlandweit.

(Stefanie Luy)




(Update) Neue Details zur Insolvenz der deutschen Windhager Niederlassung
Worst Case eingetreten - was passiert jetzt?

Die Hoffnungen sollten am Ende ins Leere zielen. Die Insolvenz – jetzt auch für den Standort Deutschland – offenbart ein weiteres Mal die gnadenlose Realität dieser Branchenzeiten.

Gestern wurde bekannt, dass nun auch die Windhager Zentralheizung GmbH einen Insolvenzantrag gestellt hat. Nachdem das Amtsgericht Augsburg am 15. März 2024 die vorläufige Insolvenzverwaltung über das Vermögen des Spezialisten für Heizlösungen anordnete und Georg Jakob Stemshorn von der Pluta Rechtsanwalts GmbH zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte, war der Sanierungsexperte Stemshorn mittlerweile vor Ort, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen.

Jetzt dringen weitere Details zu dem Vorgang durch. Auf Nachfrage von SHKTacheles teilt man dieser Redaktion in einer Pressemeldung soeben mit: „Der Geschäftsbetrieb des Unternehmens wird fortgeführt. Wir führen derzeit Gespräche mit allen Beteiligten“, so Stemshorn. Unterstützt wird der Anwalt in dem Verfahren von einem interdisziplinär aufgestellten Team seitens Pluta, bestehend aus einem weiteren Rechtsanwalt und einer Rechtsanwältin, einem Wirtschaftsprüfer/Steuerberater und zwei Wirtschaftsjuristen.

Weiter heißt es hier: „Die 92 Mitarbeiter des Unternehmens wurden bereits informiert. Deren Gehälter sind über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert. Hintergrund der Antragstellung ist die negative Marktentwicklung der vergangenen eineinhalb Jahre in Deutschland.“ Als Hersteller von Heizkesseln für erneuerbare Energien hatte sich das Unternehmen in den vergangenen Jahren vor allem auf Pelletheizungen spezialisiert.

Der vorläufige Insolvenzverwalter nähme nun Gespräche mit dem österreichischen Erwerber (BWT) des dort zuvor bereits in Insolvenz geratenen Salzburger Mutterunternehmens und mit anderen Unternehmen aus der Branche auf, so die Ausführungen gegenüber diesem Nachrichtendienst. Man versuche, einen Investor für die Gesellschaft zu finden. Dazu Stemshorn: „Wir werden zeitnah den Investorenprozess starten. Ziel ist es, eine Investorenlösung für die deutsche Windhager-Gesellschaft zu ermöglichen“.

Die Windhager Zentralheizung GmbH ist für den Vertrieb und das Servicegeschäft in Deutschland verantwortlich. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Gersthofen bei Augsburg und Standorte in Bissendorf (Niedersachsen) sowie in Wiedemar (Sachsen).

(Stefanie Luy)




Jetzt auch Streckengeschäfte bei klassischem Heizungsanbieter
Vertriebsaktion mit Extrabonus - Handel angefressen

Unter den wachsenden Extrembedingungen der Branche haben Schlupflöcher bei Industrie und Handel wie es aussieht mittlerweile Hochkonjunktur.

So berechtigt der dreistufige Vertriebsweg auch sein mag, er scheint vermehrt zum Unterwandern einzuladen. Offenbar werden jetzt auch bei Vaillant die Ketten gesprengt. Der Heizungshersteller aus Remscheid gilt eigentlich als einer der wenigen Prinzipientreuen, die noch konsequent über den Großhandel liefern und nicht umweglos ans Handwerk. Wie gesagt eigentlich. Denn, wie die Redaktion von Seiten mehrerer Insider erfuhr, ist neuerdings auch der Installateur bei Vaillant direktes Ziel verlockender Offerte. Konkret handelt es sich beim jüngsten Marketingcoup um ein als Vertriebsaktion mit Extrabonus angepriesenes Streckengeschäft, wie mittlerweile von Jens Wichtermann, Pressechef der Vaillant Group, bestätigt. „Ja, es stimmt, dass wir Streckengeschäfte machen. In Absprache mit dem Großhandel, mit dem wir ja im Dauerkontakt stehen“, so Wichtermann auf Nachfrage von SHKTacheles.

„Bei Vaillant läuft gerade eine Vertriebsaktion mit einem Preisvorteil von 500 Euro, die Kunden belohnt, die sich zügig entscheiden. Also superschnelle Logistik und zack an die Baustelle! Die Aktion ist zeitlich befristet und geht bis Ende April“, führt Wichtermann weiter aus. Zwar seien Streckengeschäfte nicht die Regel, aber es sei auch nicht das erste bei Vaillant. Es sei zudem korrekt, sagt der vorderste Vaillant-Kommunikator, dass die besagten Streckengeschäfte weiterhin über den Handel abgerechnet würden, wie dieser Nachrichtendienst zuvor von gut informierten Marktbeobachtern erfahren hatte. Wichtermann versichert gegenüber der Redaktion, dass dies allerdings kein ungewöhnliches Vorgehen sei.

Die Kehrseite solcher Streckengeschäfte liegt derweil auf der Hand: Die ohnehin schon durch rückgestaute Wärmepumpen zum Bersten vollen Lager des Handels werden damit nicht leerer, die hohen Lagerkosten nicht weniger und die daraus resultierenden Liquiditätsprobleme nicht kleiner. Pikante Randnotiz in diesem Zusammenhang dürfte sein, dass Vaillant nach Insider-Informationen Ende letzten Jahres selbst eine Art Lagerräumung an die GC-Gruppe getätigt haben soll. Wichtermann von SHKTacheles dazu befragt: „Vaillant hat grundsätzlich an den Großhandel geliefert, was die wollten. Sicher auch an die GC.“ Ob das über Kommission gelaufen sei, wisse er nicht. Dass der Handel generell über Vaillants direktes Geschäftemachen mit dem Fachhandwerk mäßig erfreut sein dürfte, indem er auf seinem prall gefüllten Lager sitzen bleibt, möchte Wichtermann nicht kommentieren.

Dass dies nicht das erste Streckengeschäft von Vaillant gewesen sein dürfte, bestätigt übrigens auch ein Installateur gegenüber SHKTacheles: „Die Bestellung läuft über die Außendienstmitarbeiter, Vaillant liefert tatsächlich auch selber aus, hab es schon ein paar mal mit Vaillant so gehandhabt – ab einer bestimmten Menge kannst du auch direkt über die beziehen.“ Ein weiterer Installateur scheint nach Redaktionsumfrage derweil ein ähnliches Problem zu haben wie der Handel: „Auch wir haben noch über 20 Wärmepumpen im Hof, aber keiner hat Interesse“.

Gerade in der hochsensiblen Gemengelage an Branchenproblemen haftet Streckengeschäften ein übler Beigeschmack an. In diesem Zusammenhang auffällig wurde übrigens auch schon der Wärmepumpenhersteller Wolf, als dessen gemeinsame Sache mit dem Spezialisten für Streckengeschäfte Weinmann & Schanz bekannt wurde (SHKTacheles hat darüber berichtet). Auch hier sollen angeblich aus dem Hause Wolf Ausgleichsboni geflossen sein, was unter den Marktpartnern dem Hörensagen nach als übliche Praktik gehandelt wird, um Ärger abzufedern.

(Stefanie Luy)




Droht etablierter Fachgroßhandel langsam zu zerfallen?
Hartnäckiges Verkaufsgerücht und scheinbar wieder abgeworbene Mitarbeiter

Für ein geschätztes Traditionshaus steht möglicherweise gerade viel auf dem Spiel. Die brancheneigene Besetzungscouch dürfte bei den vielen Abgängen, Wechslern und Neuaufstellungen allmählich unter ernst zunehmendem Abrieb leiden.

Und wiedermal könnte das norddeutsche Großhandelsunternehmen SHK Deutschland mit seinem kauflaunigen Investor, der BME Group, ernstzunehmenden Hinweisen nach auf Shoppingtour sein. So jedenfalls wird im Markt gerade spekuliert. Ein ähnliches Kaufinteresse wird Playern wie Richter+Frenzel, Elmer oder Pietsch nachgesagt. Aus seriösen Quellen heißt es derzeit jedenfalls, dass es sich beim besagten Objekt der Begierde diesmal um die Hermann Bach GmbH & Co. KG in Lippstadt handeln könnte. Es soll in der Sache bereits Gespräche gegeben haben und überhaupt sei das Gerücht, dass BME bei Bach zuschlagen könnte, schon länger im Markt unterwegs, so zumindest wird von externen Quellen behauptet.

Das Handelshaus Hermann Bach ohnehin schon durch jüngste Trennungen an wichtigen Schaltstellen auf die Probe gestellt, dürfte nach den aktuell kolportierten Abwerbungen derweil von einem personellen Ausbluten bedroht sein – sofern die Gerüchte stimmen sollten. Laut gut informierter Insider habe der Ende November 2023 geschasste Ex-Bachler und Niederlassungsleiter für Lippstadt Andreas Leßmann (SHKTacheles hat darüber berichtet) mittlerweile bei der GC-eigenen G.U.T. Sonntag KG angeheuert. „Bezüglich Andreas Leßmann können wir bestätigen, dass er am 01.04.2024 als Verkaufsleiter bei der G.U.T. Sonntag KG in Lippstadt startet und für den Landkreis Soest verantwortlich sein wird“, so wird dieser Redaktion von Seiten der GC-Marketingabteilung auf Anfrage mitgeteilt. Also wieder ein Überlaufen vom Großhandel zu einem G.U.T. Haus. Die Fälle mehren sich und sorgen im Wettbewerb zunehmend für Aufregung.

Aus Kennerkreisen heißt es weiter, Leßmann sei mit dem Ausbau des Hauses in Lippstadt – wohl gerade mal 100 Meter von Bach entfernt – betraut worden und habe hierzu gleich mehrere Ex-Kollegen von seinem vorherigen Arbeitgeber in Gefolgschaft. In diesem Zusammenhang fallen auch Namen wie beispielsweise Tobias Hensing (Teamleiter Heizung), Ferit Ezgi (Außendienst Gütersloh) oder Andreas Pälmer (Leiter Abhollager Beckum), die allerdings bislang nur auf unbestätigten Spekulationen beruhen. Cordes & Graefe kommentiert die genannten Personalien nicht, da man sich grundsätzlich nur äußere, „wenn etwas aktuell und spruchreif“ sei, heißt es bei den Bremern.

Dem Anschein nach kommen dem Familienunternehmen Bach allerdings zunehmend Mitarbeitende sowohl im Innen- als auch im Außendienst abhanden. Was auch nicht ohne Folgen für die Standorte Lippstadt und Gütersloh seien dürfte. Zudem will man von Bach selbst zwischenzeitlich gehört haben, es fehle an Mitarbeitern für die Ausstellungen. Informationen, die ebenfalls unbestätigt sind. In Summe der jüngsten Meldungen über gehäufte Trennungen unter anderem auch der von Yusuf Aras, ehemals Zweigstellenleiter Gütersloh, scheint die Hermann Bach GmbH mittlerweile immer mehr in Schwierigkeiten zu geraten. Der Abgang von Geschäftsführer Torsten Mann, wie in diesem Nachrichtendienst berichtet, könnte vor der potenziellen Verkaufskulisse sogar bereits ein „Teil der Strategie“ sein, meint eine Person, die sich mit solchen Vorgängen auskennt.

Auf Nachfrage bei Lars Paulsen, Finanzchef SHK Deutschland, bezüglich einer möglichen Akquisition des bei vielen Industrievertriebsleuten beliebten Traditionshauses biss die Redaktion derweil auf Granit: „Wir kommentieren keine Gerüchte dieser Art“. Nach Insidereinschätzung würde Bach auf jeden Fall ins Sortiment von SHK Deutschland passen. Zuletzt hatte die BME-Gruppe durch den SHK-Erwerb Hei-Mö im Oktober 2023 als achte Akquisition in Deutschland seit ihrer Unternehmensunabhängigkeit (2019) erst wieder auf sich aufmerksam gemacht. Allerdings zeitgleich auch durch das Weglaufen der eigenen Leute bei SHK Deutschland in Mecklenburg-Vorpommern. Übrigens damals (September 2023) wie berichtet scheinbar auch ein Fall von Abwanderung zur Konkurrenz im größeren Stil.

Offenbar sicher ist derweil die Rückkehr des wie es heißt langjährigen und profilierten Mitarbeiters Ralf Loer zu Bach in Lippstadt. Trotz dieser an sich guten Nachricht vor dem Hintergrund der unbestätigten Mehrzahl an Personalabgängen: Dem Handelshaus stehen vermutlich keine leichten Zeiten bevor, was manch ein Marktkenner gegenüber diesem Nachrichtendienst schon jetzt bedauert: „Es macht mich traurig, dass ein so traditionsreicher und etablierter Fachgroßhandel, der über Jahre hinweg einen festen und geschätzten Platz im Markt hatte, nun langsam zu zerfallen scheint.“ Wie hier unlängst berichtet, attestieren mehrere Branchenbeobachter Bach schon seit geraumer Zeit empfindliche Schwächen durch einen fehlenden Unterbau, was einer möglichen Übernahme ab einem kritischen Punkt grundsätzlich in die Hände spielen dürfte.

In einem Interview der Agentur Des Wahnsinns Fette Beute (DWFB) mit dem damaligen Bach-Co-Geschäftsführer Gero Loesner Ende 2021 war zuvor noch von ansteckender Aufbruchstimmung zu lesen: „Mit dem Strategieprozess, dem daraus entstandenen Leitbild und der Übersetzung in eine Marke haben wir zusammen die Weichen für die Zukunft des Unternehmens gestellt.“ Loesner lobt hier noch die von Transparenz, Führungsaufrichtigkeit und Wertschätzung der Mitarbeiter:innen geprägte neue Unternehmenskultur – entsprechend höre man von den eigenen Leuten, dass sie so wörtlich „total Bock haben auf das neue, frische Bach!“.

Erschreckend, was in der Zwischenzeit passiert ist. Offensichtlich nicht nur bei Bach. Längst branchenweit. Eine Redaktionsanfrage bei Hermann Bach zu den Vorgängen blieb bis zum Erscheinen dieses Beitrages unbeantwortet.

(Stefanie Luy)




Verramschung, Notverkauf oder genialer Schachzug?
Klotzende Rabattaktion von GC

Der Marketingchef des Handelsriesen hat dem Kind auf Nachfrage der Redaktion einen Namen gegeben. Erwartungsgemäß einen fluffigen, womit sich die Wahnsinnsofferte werbewirksam fast schon als Charmeoffensive verkaufen lässt.

„Alle vier Jahre zählt das Jahr 366 Tage und bietet damit einen ganzen Tag lang mehr, um Gelegenheiten in Chancen zu verwandeln. Genau das möchte Vigour dem Fachhandwerk mit dieser Überraschungsaktion verdeutlichen. Ein attraktiver Wink verknüpft mit einem herzlichen Dankeschön für die tolle Partnerschaft.“ So rosig jedenfalls wird der ungewöhnlich schrille Rabattcoup gegenüber diesem Nachrichtendienst von Seiten des Handelshauses Cordes & Graefe bezugnehmend auf das diesjährige Schaltjahr ausgeflaggt.

Nach Ansicht des fassungslosen Branchenumfeldes gibts für die reißerische Eintagsaktion allerdings wohl eher andere, wenig charmante Gründe. SHKTacheles hat sich bei Handel und Industrie mal umgehört. So ist fast einstimmig zu hören „Der Wahnsinn, was die GC-Gruppe da macht“, während vor allem handelsseits mutmaßlich von Riesenumsätzen durch die satt rabattierte Eigenmarke am Aktionstag ausgegangen wird. 20 Prozent Nachlass für Vigour und angeblich sogar 29 Prozent auf Dusch WCs – das könnte schon einschlagen wie eine Bombe. Bislang ist allerdings unbestätigt, ob dem wirklich so ist.

Vor dem Hintergrund, dass der Februar nach einem wohl apokalyptisch miesen Januar mit entsprechender Stimmung bei den Sanitärs offenbar doch deutlich hoffnungsvoller daherkam, könnte die Aktion ja durchaus auf rege Abnahmefreude gestoßen sein. Die Redaktion erreichen aber auch Gegenstimmen, die sich gar nicht so sicher sind, ob bei dem Marktgeschrei am Ende des Tages wirklich so viel für die GC abgeflossen ist. So signifikant sei der Rabatt in diesem Hochpreissegment dann auch wieder nicht, dass sich der Fachhandwerker gleich große Paletten von Vigour ins Lager lege.

Man möchte nicht wissen, was im Handel gerade los ist, dringt vermehrt aus dem befragten und vor den Kopf gestoßenen Umfeld durch. Immerhin säßen auch die GC-ler auf ihrer Ware. Namhafte Marktstimmen werten die Aktion gar als Indikator, dass die Bremer offensichtlich unter Druck stünden, Umsatz zu generieren. Auch die GC müsse Abnahmeverpflichtungen bei ihren Produzenten einhalten, die Not läge da klar beim Handel und nicht beim Fachhandwerk. Man müsse der Industrie schließlich Stückzahlen bieten, bei vollen Lägern sind drastische Maßnahmen dann schon mal das Mittel der Wahl.

Einschätzungen verbunden mit ernsthaften Zweifeln Selbiger, ob es für die preisliche Positionierung von Vigour förderlich sei, einen solchen Rabatt zu gewähren. Immerhin könne ein solch exorbitanter Nachlass dazu verleiten, die sonst übliche Preisstellung zu hinterfragen. Rigoroser die Wortmeldungen aus diversen Geschäftsführungsetagen: mit solchen Discounteraktionen demontiere man Marken – von Verramschung ist die Rede. Exklusivität, ade!

Vom großen Daniederliegen der Ausstellungen, der Badnachfrage und des Neubaus lässt sich eine Instanz wie die GC-Gruppe jedenfalls nach außen hin ganz offensichtlich nicht beeindrucken. Die Branche vermittelt nach selektiver Befragung der Redaktion unterm Strich ein doch ziemlich eindeutiges Bild: Dass die bewusst aufsehenerregende Maßnahme aller Wahrscheinlichkeit nach wohl vielmehr als eine Art Notverkauf gedeutet werden müsse und weit weniger als generöses Dankeschön an die tollen Partner. Raushauen statt Kleinkriegenlassen. Das Image pflegt die GC bekanntlich gut und gerne. Wofür auch die aktuellen TV-Spots zur werberischen Ankurbelung der Samsung Wärmepumpe unter dem Dach der GC-Ausstellungsmarke Elements sprechen.

(Stefanie Luy)