Big Bäm in Berlin!
Neues Bestellportal und neue Industriepartner auf der MHK Hauptversammlung 2024

Unter dem diesjährigen Motto „Go for Impact“ lässt die MHK die Glocken für ihre Gesellschafter wie gewohnt etwas lauter läuten und setzt damit in schwierigen Zeiten ein deutliches Signal. Die maßgeblichen Innenumsätze jedoch nennt auch die in Dreieich beheimatete Verbundgruppe nicht.

Man kann nur spekulieren, welch eine Summe die milliardenschwere Gruppe (Gesamtumsatz per 31.12.2023: 9,66 Mrd. Euro) für dieses logistische Meisterwerk wieder aufgerufen haben muss. Was bei der MHK Hauptversammlung in der Hauptstadt des Bären vom 24. bis 26. Mai zur allgemeinen Begeisterung und Beköstigung der 2.500 Gäste gerade wieder geboten wurde, ist fraglos aller Ehren wert.

Die MHK Group hat hier 2 Tage lang auf gewohnt höchstem Entertainmentlevel in und um die gigantische Convention Hall des Estrel Kongresszentrums an der Neuköllner Sonnenallee seine Verbundstärke in Europa zur Schau gestellt und auf gelebtes Gemeinschaftsgefühl eingeschworen. Dem breiten Eindruck nach aber nicht nur mit unterhaltsamer Wirkung auf der Ton- und Bildspur, sondern über das Event hinaus mit weiterentwickelten Produkten und digitalen Service-Neuheiten zur Optimierung des Geschäftsalltags und der Leistungsfähigkeit ihrer Partner.

Insgesamt 108 Aussteller aus den Bereichen Küche und SHK nutzten dabei im Rahmen des unterhaltsamen Veranstaltungsprogramms mit ihrer integrierten Messe „living & style“ das Setting für die Präsentation ihrer Highlights. Darunter waren auch einige Neuzugänge des Verbundpartners interdomus wie zum Beispiel Bosch Thermotechnik, die sich auf den rund 5.000 Quadratmetern Fläche ihre eigenen Standmeter sichern konnten. Dass die Küche innerhalb der MHK Group einen deutlichen Löwenanteil ausmacht und damit den Fokus genießt, war auch darin zu erkennen, dass die optische Präsenz der SHK-Vertreter im Vergleich sehr zurückgenommen ausfiel.

Von SHKTacheles auf eine kritische Einschätzung des vor einem guten Jahr geöffneten Endverbraucher-Channels bei der umbenannten Bosch Home Comfort Group angesprochen: „Wir erleben hier bis heute einen enormen Zuwachs an Anfragen vor allem im Bereich Klima und im Segment der Luftreiniger – dabei geht es vor allem um Information und Marketing“, so Andreas Börner, Verkaufsleiter Nord-Ost bei Bosch Thermotechnik. Die über den neuen Kanal generierten Leads würden dann verbundintern an die Fachhandwerksbetriebe weitergegeben, erklärt Börner die Vorteile des erweiterten Vertriebswegs in Richtung Endkunde – eben auch im Hinblick auf die Partnerschaftseffekte.

Gelobt wird die Bedeutung des Events und seiner Wirkkraft des Netzwerkens auch an anderer Stelle einige Messemeter weiter. Von Peter Schlaad, Verkaufsleiter Deutschland Süd der Duravit AG, möchte die Redaktion wissen, wie sich die Marktstimmung für das Unternehmen als Gruppenmitglied der interdomus aktuell anfühlt: „Wir kennen keine Zahlen, wir spüren diese eher. Es lassen sich aber insgesamt leicht positive Tendenzen erkennen.“ Inoffiziell, so der Verkaufsleiter, würden innerhalb der Gruppe über den Handel circa 50-60% umgesetzt. Schlaad zum Thema Krisenbewältigung: „Rückblickend tat es Duravit natürlich schon weh, das Werk in Frankreich aufzugeben.“ Was das Thema Kurzarbeit beträfe, seien die Vorgänge allerdings abgeschlossen und es seien für die Zukunft auch erstmal keine weiteren personellen oder sonstigen Maßnahmen geplant.

Positive Töne auch von Seiten Villeroy & Boch, ebenfalls an der „living & style“ teilnehmender Gesellschafter der interdomus Haustechnik. Als besonderen Benefit der veranstaltungseigenen Messe stellt Michael Auer, Vertriebsleiter Handwerk Deutschland Nord bei V&B, die außergewöhnliche Möglichkeit des persönlichen Kennenlernens neuer Partner und Kunden heraus: Dieser Branchenevent sei reines Netzwerken und dabei absolut outstanding, im Vergleich zu den herkömmlichen Messen eben keine klassische Verkaufsveranstaltung. „Sicher gibt es nach dem sehr schwierigen letzten Jahr immer noch viel Luft nach oben, die Talsohle ist aber durchschritten und die Stimmung im Unternehmen hellt sich langsam wieder auf“, so Auer. Die Auswirkungen der Krise seien dabei regional sehr unterschiedlich, grundsätzlich sei die Nachfrage ja da, vor allem beim Neubau würde diese aber bekanntlich vor allem durch die Politik ausgebremst. Bei Renovierung und Ausstellung erkenne man aber aufsteigende Tendenzen und eine positive Entwicklung.

Stefan Erhard, Geschäftsführer der interdomus Haustechnik, präsentierte parallel einer Presserunde das Mitte Mai frisch gelaunchte und gerade erst freigeschaltete digitale Bestellportal shk.market. Im küchenlastigen Kontext der MHK Group sei diese einzigartige Errungenschaft für den 2- und 3-stufigen Vertriebsweg ein weiterer entscheidender Schritt, um damit im Verbund für seine mittlerweile 1.650 SHK-Mitglieder, darunter mehr als 21 Premiummarken, noch mehr Potenzial auszuschöpfen, so Erhard. Die MHK habe dazu massiv in ihre Tochter, die interdomus Haustechnik, investiert.

Das neue Portal verspreche seinen Nutzern einen nie dagewesenen „Riesenmehrwert“: allem voran enorme Zeitersparnis durch Vereinfachung des Bestellprozesses bei maximaler Datensicherheit und Ausweitung der angestammten Liefergebiete. Es handele sich dabei um ein geschlossenes System zur Profitsteigerung der Mitgliedsbetriebe und der insgesamt 125 verbandsinternen Lieferanten. Zum aktuellen Start habe man über die neue Bestellplattform auf 1,4 Millionen Artikel von zurzeit 40 Lieferanten Zugriff. Die nächste Ausbaustufe sei für Juli 2024 geplant. shk.market sei dabei bewusst kein Preisvergleichsportal und lege beim Thema Teuerungszuschläge die Verantwortung der Preisanpassungen in die Hände der Lieferanten. Für alle über das neue Bestellportal getätigten Umsätze erhebe die MHK dann eine entsprechende Transaktionsgebühr, erklärt Erhard abschließend.

Auf Nachfrage von SHKTacheles zu konkreten Zahlen bezüglich des Innenumsatzes der interdomus Haustechnik bleibt Erhard eher schmallippig mit Hinweis auf die bei sensiblen Zahlen zunehmend zugeknöpfte Branche. Das Klima innerhalb des mitgliederstärksten Verbundes sei aber insgesamt von Anfang an sehr stabil, wobei natürlich auch immer einzelne dominante Stimmungstreiber auf andere abfärbten. Als Kennziffer für die positive Entwicklung der interdomus Haustechnik spricht Erhard auf den enormen Zuwachs, teils sogar Mitgliederwechsel von anderen Verbänden an.

Alles in allem hat die MHK Group, mit Volker Klodwig als neuem CEO und Vorstandsvorsitzenden, unter zweifellos großem Einsatz ihre Leuchtturmfunktion genutzt, um ihren Gesellschafterinnen und Gesellschaftern wieder viel positive Energie und konkrete Innovationskraft mit auf den Weg zu geben. Neben diesen idealerweise in den Geschäftsalltag der Mitglieder übertragbaren Beschleunigungseffekten konnten die Besucher der diesjährigen Veranstaltung auf jeden Fall ganz sicher mal für ein paar Tage ihr leidgeprüftes Wirtschaftsumfeld vergessen.

Stefanie Luy




Brennt da bei großem Duschkabinenhersteller gerade der Baum?
CEO wehrt sich gegen öffentliche Frust-Bewertungen

Seit Längerem steigt aus den Einträgen auf einem bekannten Portal verdammt dicke Luft auf. Das Management des Duschanbieters scheint es sich mit Teilen der Belegschaft verscherzt zu haben. So zumindest der dort erzeugte Eindruck, der auch schon auf dem Markt die Runde macht.

Im Niedersächsischen Bad Zwischenahn ist offenbar so Manchem mächtig der Kamm geschwollen. Nachzulesen auf kununu, dem beliebten Bewertungsportal für Arbeitnehmer. Hier bringen einige Mitarbeitende der Hüppe GmbH schon seit Längerem mit Schimpf und Karacho die unternehmenseigenen Duschwände zum Wackeln. Die erst kürzlich angetretene neue Führung scheint zumindest vereinzelten Darstellungen nach seit einigen Monaten einer kleinen Meuterei gegenüberzustehen. So wie es aussieht, gehen die hier vorgebrachten Klagen an die Adresse der beiden Ex-Kludianer Julian Henco, seit Juli 2023 CEO der Hüppe Group, und Axel Stoiber, seit November letzten Jahres dortiger Vertriebsdirektor. „Wann ziehen die beiden Heuschrecken endlich weiter?“ ist unter anderem auf der Plattform von Belegschaftsseite zu lesen. Anonym, versteht sich.

Das vielleicht noch kleinste Übel: Man würde dazu motiviert, „ständig irgendeinen geposteten Quatsch zu liken“ wie beispielsweise „meine Kollegin hat einen leckeren Zopfkuchen gebacken, nice“. Sicherlich schlimmer: Das generelle Vorgesetztenverhalten wird hier in vielfachen Facetten als „unterirdisch“ und der Umgang mit den Beschäftigten als „teilweise unwürdig“ abgestraft. „Wer nicht mitmacht, wird gemoppt“, es herrsche „Angst um den Arbeitsplatz“, man wolle weg, „es gleicht einem Ausverkauf“, hauen die Nächsten raus. „Das Abstiegsgespenst geht rum. Verträge werden nicht verlängert. Mitarbeiter werden freigestellt oder kündigen selbst.“

Noch empfindlicher dürfte die Anschuldigung treffen, man versuche krampfhaft, „irgendwie wieder Fuß im Markt zu fassen und das mit alten Ideen, die als neu verkauft werden. Vorbei am wichtigsten Kunden wird versucht, Kasse zu machen. Da sind Anfänger am Werk.“ Die Kommunikation gleiche „Dampfplauderei“, die Motivation sei unter dem Gefrierpunkt, „rette sich, wer kann!“, heißt es da weiter. An anderer Stelle wird selbst schon vor Verbesserungsvorschlägen resigniert: „Ich sitze nur noch die Zeit ab“. Im Dezember 2023 empfahl hier ein Mitarbeitender sogar rigoros: „Tür zu, Licht aus!“.

In Summe starker Tobak! Die schlecht gelaunten Bewertungen scheinen dabei leider keine Momentaufnahme. Und das, obwohl mit der Neugewinnung von Henco und Stoiber in den neuralgischen Spitzenämtern beim Duschplatzexperten ja eigentlich eine Transformation zum Guten angekündigt war. Wie SHKTacheles schon im Sommer 2023 berichtete, sollte Hüppe unter der Inhaberschaft von Private Equity und in Leitung des Investors Aurelius mit der neu besetzten Führung zukunftsfit gemacht werden. Schon damals zeichnete sich ein entsprechend hoher Druck auf das operative Management ab, die Marktumstände denkbar schwierig, das Konjunkturbarometer für den Sanitärbereich laut aktueller DGH-Zahlen nach dem ersten Quartal im zweistelligen Minus. Rahmenbedingungen, die unter den investmentgetriebenen Fittichen von Private Equity die Stimmung zusätzlich erschweren dürften. Also kein leichtes Spiel für Henco, der schon in der Vergangenheit die eine oder andere kalte Dusche aushalten musste.

Die Redaktion hat CEO Julian Henco um eine Stellungnahme zu der laut kununu verdrießlichen Stimmung im Unternehmen gebeten. Für ihn dränge sich der Eindruck auf, „dass Mitarbeitende Frust loswerden wollten. Dazu passt, dass die Negativbewertungen ausschließlich aus dem Vertriebsbereich kommen, den wir seit Ende 2023 umbauen und grundlegend neu ausrichten. Für einige bedeutet dies, dass sie ihre bisherige Komfortzone verlassen müssen.“ Henco vermisse vor allem bei den besonders angriffigen Bewertungen jeglichen „konstruktiven Ansatz und jede Sachlichkeit“. Dabei würden zum Teil Behauptungen erhoben, die schlicht und einfach unwahr seien. Beispielsweise sei es nicht korrekt, dass Beschäftigte Hüppe in Scharen den Rücken kehrten oder das Unternehmen als Arbeitgeber in der Region unattraktiv sei. Die Fluktuation bewege sich tatsächlich in einem für ein Industrieunternehmen üblichen Rahmen, so der Hüppe-Chef gegenüber SHKTacheles. Er selbst erlebe seine Mitarbeitenden „ganz überwiegend als Menschen, die regelrecht für die Marke brennen und deren Zukunft aktiv mitgestalten wollen“.

Dem Anschein nach ist die in Teilen der Belegschaft wahrgenommene Ernüchterung bei Hüppe zumindest kein Einzelfall und in den nachlesbaren Ausführungen nicht unerheblich. Obwohl hier natürlich auch Lobeszeilen zum Unternehmen zu finden sind, die von den wutschnaubenden Schimpftiraden auf dem Portal seit ein paar Monaten allerdings lautstark überschattet werden.

Text: Stefanie Luy
Bild: KI (Idee von SHKTacheles)

 




Krise immer deutlicher: Badausstatter schasst kompletten Außendienst
"Wenn die das beschließen, dann ist das so"

In Österreich tickt man anders. Beim Premiumhersteller für Bade- und Duschwannen wurde jetzt ein klipp und klarer Cut vollzogen. Man will in Zukunft ohne Außendienst auftreten.

Badewannen von Polypex – darin baden ist Balsam für Körper, Geist und Seele! Mit diesem Claim mischt der einstmalige Erfinder der weltweit ersten formstabilen und wärmebeständigen Acryl-Badewanne ganz vorne mit. Wer in Österreich dabei allerdings ab sofort nicht mehr mitmischt, ist der unternehmenseigene Außendienst des Welser Familienbetriebs. Dem wurde nämlich dem Vernehmen nach mir nichts, dir nichts gekündigt und zwar gänzlich.

Die „Stiftungsräte des Wannenherstellers haben beschlossen, dass die Firma Polypex ihren Außendienst nicht mehr benötigt“, so heißt es aus dem Unternehmen auf Nachfrage der Redaktion. Die Kündigung sei bereits Ende April erfolgt, betroffen sei der komplette Bereich. Man verweist gegenüber diesem Nachrichtendienst darauf, dass die wirtschaftliche Lage generell ja bekanntlich nicht rosig wäre, diese sei aber bei Polypex sicher nicht dramatisch gewesen und gerade in den letzten Wochen habe man wieder eine positive Tendenz verzeichnet. Dennoch seien die „Stiftungsräte jetzt zu dem Schluss gekommen, den Außendienst abschaffen zu müssen“, erfährt die Redaktion von betroffener Seite.

Der Welser Robert Wimmer gründete die Firma Polypex vor genau 65 Jahren mit seinem Novum der Acryl-Badewanne aus einem noch nie dagewesenen ganz besonderen Materialmix. Damit hat sich Polypex bis heute als Pionier in der Badewannenproduktion einen Namen gemacht. Die ebenfalls im oberösterreichischen Wels ansässige Robert Wimmer Privatstiftung, mit Geschäftsführer Markus Kuenz im Vorstand, verantwortet unter anderem die Verwaltung der von der Stiftung gehaltenen Unternehmensbeteiligungen und Liegenschaften (Quelle: firmeneintrag.creditreform.de).

Mit der Schildkröte im Logo setzt der Markenhersteller dabei auch symbolisch auf die Langlebigkeit seiner Produkte made in Austria, die sich in Österreich übrigens auch bei Hornbach zum Dauertiefpreis ergattern lassen. „Warm, weich, schwebend. Geborgen wie im Mutterleib“, verspricht Polypex mit seinen ergonomischen Badewannen und möchte „Menschen zurück in dieses Stadium vollkommenen Glücks versetzen“, so prangt es auf der Unternehmenswebsite. Eher weit entfernt vom Glück dürften sich indessen die jüngst an die Luft gesetzten Mitarbeitenden fühlen.

(Stefanie Luy)

Bild: KI Dall-E




„Gigantischer Skandal“
Anwalt veröffentlicht heftiges Szenario gegen die Pelletheizung

Auf der Serviceplattform anwalt.de ploppt plötzlich eine Streitschrift auf. In akribischer Kleinteiligkeit wird in dem Beitrag von einem offenbar branchenaffinen Anwalt die „lebensgefährliche“ Pelletheizung in Bausch und Bogen verurteilt.

Lupenreiner Lobbyismus oder ist an den Behauptungen von Rechtsanwalt Stefan Musiol was dran? SHKTacheles hat dazu mit dem Verfasser selbst gesprochen und auch mit überzeugten Vertretern der von ihm angezählten Pelletindustrie, unter anderem mit Helmut Schellinger, Vorsitzender des DEPV (Deutscher Energieholz- und Pellet-Verband e.V.) und Geschäftsführer der Schellinger KG in Weingarten.

Musiol spart in seinem Artikel zu den Lebensgefahren des Pelletheizens nicht an Anklagepunkten. Es scheint hier offensichtlich um die hinterfragte Alternativwürdigkeit zur Wärmepumpe zu gehen, wie bereits seiner Headline zu entnehmen ist. Anlass zur Veröffentlichung soll dabei vor allem eine steigende Anzahl von Beschwerden und Unterlassungsklagen gegen Betreiber dieser Heizsysteme – aufgrund von Emissionen ohne Abgasreinigung – gewesen sein. Von gesundheitlichen Schäden durch Feinstaubexposition, massiver Waldzerstörung, Verringerung der CO2-Bindungsfähigkeit der Natur bis hin zum tödlichen Risiko von Kohlenmonoxid-Vergiftungen und Bränden ist hier die Rede.

Musiol stellt die unterlassenen Hinweise dieser schwerwiegenden Gefahren und Folgen in Werbung und entsprechenden Angeboten als einen „gigantischen Skandal“ dar. Er sieht darin einen verantwortungslosen Rechtsverstoß gegen den lauteren Wettbewerb und macht gleichzeitig Pellets als „klimaschädlichste Heiztechnik“ aus, für die nicht einmal eine CO2-Abgabe anfalle. Während für deren Herstellung „Millionen Tonnen Wälder in Osteuropa geschädigt und mit Kahlschlägen nur für Verbrennung in Kraftwerken und Pelletheizungen zerstört“ würden, heize man die Klimakatastrophe zusätzlich mit einem dreifachen Ausstoß von Treibhausgasen im Vergleich zu Gasheizungen maximal an.

Außerdem bezichtigt Musiol die Holz- und Pelletindustrie der „Sofortvernichtung wertvollen Baurohstoffs“: Aus Sägespänen ließen sich nützliche Produkte für eine sehr lange Nutzungskaskade herstellen – was sinnvoller wäre als Pellets energieintensiv zu produzieren, um sie danach gleich wieder zu verfeuern. Der Verfasser bezieht sich in seinem Beitrag auf die stark wachsende Zahl betriebener Pelletheizungen in Deutschland, die das statistische Bundesamt mit 722.000 für 2023 ausweist und für 2024 auf insgesamt 763.000 schätzt, so Musiol.

Besonders „kriminell“ sei, dass trotz des hohen Schadstoffausstoßes, insbesondere Stickoxid, bei fehlender Schadstoffreinigung auch die verfügbaren Feinstaubabscheider und Katalysatoren nicht vorgeschrieben seien. Insgesamt handele es sich beim Thema Pelletheizung um „regierungsgestützten Irrsinn und eine grandiose Werbelüge“, so Musiol gegenüber diesem Nachrichtendienst. Gesetzgeber und Holzlobby wirft er „nur mit Korruption mögliche Täuschung“ vor. Dahinter stünde reines Gewinninteresse, indem man sich den menschlichen „Hang zur Pyromanie“ zunutze mache.

Alexander Schuh, Leitung Verbandsmanagement der Vaillant Group, von der Redaktion zu Musiols steilen Thesen befragt: „So lange das Umweltbundesamt nicht aktiv wird und wir das Ganze auch noch fördern, sehe ich dort keine Katastrophe auf uns zukommen.“ Schuh verweist auf einen bereits vor 20 Jahren veröffentlichten Monitor-Bericht zum selben Thema, nämlich Schädlichkeit der Abgase und Pelletstäube. Schon damals allerdings mit fatalen Folgen: „der Pelletverkauf sank danach um 50%, im ersten Quartal 2024 sogar um 86%“, so der Verbandschef auf Nachfrage. Schuh vermute hinter dem Anwaltsbeitrag eher ein bewusstes Schüren von Ängsten zu eigenen Zwecken.

Nicht weiter dazu äußern wollte sich indes Frederic Leers, Leiter Kommunikation des BDH (Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie) außer „Wir teilen das nicht und weisen das Vorgetragene von uns. Es gibt gute Gründe, die für die Holzindustrie sprechen“. Interessante Randnotiz an dieser Stelle: Laut jüngster Pressemitteilung vom 3. Mai 2024 ist der BDH tags zuvor als erster Kooperationspartner dem Pakt Holzenergie Bayern beigetreten. Ziel des Bündnisses sei die Stärkung der modernen Holzenergie und somit das Vorantreiben der Wärmewende, bei der holzbasierte Heizungssysteme wie Pelletheizungen ein Teil des technischen Lösungskanons zur CO2-Reduktion seien, wie BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt hier ausführt.

Präziser positionierte sich derweil Helmut Schellinger, Vorsitzender des DEPV und Geschäftsführer der Schellinger KG, mit dem die Redaktion ein ausführliches Gespräch über den strittigen Beitrag führte. Die Widerstände gegen die Bioenergie seien nicht neu, so Schellinger. Seit knapp zwei Jahren gäbe es eine Phalanx von Holzenergie-Gegnern ursprünglich aus den USA später auch in Europa, die mit Falschbehauptungen und über mediale Angriffe vergeblich Breitseiten gegen Holz als nicht regenerative Energiequelle austeile. Selbst der NABU und Greenpeace säßen da mit im Boot, meint der Holzstäbchen-Experte aus Weingarten. Musiols aktuelle Abhandlung sei vor diesem Hintergrund dabei besonders unsachlich in der Darstellung.

Mediale Nutznießer und dahinterliegende Interessenvertretungen, sagt Schellinger, schreckten selbst vor Verschwörungstheorien nicht zurück und hätten in der Vergangenheit schon dreistellige Millionenbeträge in Kampagnen gegen die Bio- und Holzenergie versenkt. Dabei seien Holzabfälle eine CO2-schonende Ressource, die man vor der Kulisse des Klimawandels und der damit verbundenen Einsparverpflichtungen nicht ungenutzt lassen dürfe, weil als Beitrag jeder Strohhalm ergriffen werden müsse. Die von Musiol massiv angeprangerte Feinstaubemission durch Pelletheizungen sei faktisch falsch. Vielmehr seien 97% des jährlichen Gesamtausstoßes Scheitholzöfen sowie deren ungeregelter Verbrennung zuzuschreiben und nur 3% Pelletöfen.

Die im Gebäudeenergiebereich mit 20% veranschlagten regenerativen Energien bestünden zu 16% aus Holzenergie, während sich die restlichen 4% aus Geothermie u.a. zusammensetzten. Der Wald sei beim Klimaschutz demnach ein entsprechend bedeutender Faktor und die Förderung der Pelletheizung mache nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich Sinn, erklärt Schellinger. Was darüberhinaus wichtig, aber wenig bekannt sei, dass nämlich der Wald als CO2-Speicher langfristig nur durch gezielte Behandlung (Abbau und Neuaufforstung) gesund erhalten werden könne, so Schellinger weiter. Seriösen Studien und entsprechenden Prognosen zufolge müsse der Wald tatsächlich aktiv umgebaut werden, damit er auch die nächsten 30 Jahre rund 60 Mio. Tonnen Netto-CO2-Entnahme jährlich aus der Atmosphäre gewährleiste.

Als abschließende Quintessenz darf vorsorglich darauf hingewiesen werden, dass auf hart umkämpften und medial gesteuerten Märkten wohl immer eine Sau durchs Dorf getrieben werden muss. Ein andermal wird die Klinge an der Wärmepumpe, mal an der Gasheizung, mal an der Brennstoffzelle gewetzt. Heißt, dass natürlich auch im hier besprochenen Beitrag die kritischen Behauptungen durchaus ihre Berechtigung haben können.

(Stefanie Luy)




Hickhack zweier Keramiker um die erste Netto-Null-Produktion
Missverständnis oder Täuschung - was entbrennt hier gerade?

Bei ihrer Verkündung der guten Nachricht läuft im Fall der beteiligten Akteure scheinbar einiges über kreuz. Was nach außen für Verwirrung, nach innen für Ärger und offiziell offenbar für Korrekturbedarf sorgt.

Der eine mag es leiser, der andere eher laut. Beim Thema Nachhaltigkeit und Rettung des längst übel verwundeten Planeten kann die Sache allerdings schnell haarig werden. Da lässt man sich nur ungern die Butter vom Brot nehmen, wenn es um weltweit erste wichtige Errungenschaften geht. Erst recht in Zeiten, da die Portionen für die allermeisten hart kämpfenden Protagonisten bekanntlich immer kleiner werden.

Was für jüngste Irritation sorgte: Die Hornberger Duravit AG macht in ihren aktuell veröffentlichten Geschäftszahlen für 2023 unter anderem auf ihren „Startschuss für die weltweit erste klimaneutrale Keramik-Produktionsstätte am neuen Standort in Kanada“ aufmerksam. Wirklich die erste? Der Behauptung, auf diesem Feld tatsächlich Pionierarbeit zu leisten, widersprechen jedenfalls ein paar Ereignisse aufseiten des Wettbewerbs: Im österreichischen Gmunden am Traunsee vermeldete die Roca Group im November 2023 bereits mission completed. Nach vier Jahren Entwicklung ist hier die Netto-Null-Produktion nach Unternehmensangaben bereits Realität und nicht erst geplant. Hier brennt der Ofen offenbar längst.

Hingegen wurde bei Duravit bislang nur die Grundsteinlegung für eine grüne Fabrik bekanntgegeben. Und das auch schon zuvor u. a. über einen ausführlichen Beitrag in der WirtschaftsWoche im Juli 2023. Auch hier war bereits zu lesen „die Duravit-Fabrik werde in der Branche weltweit die erste sein, die grün produziert“. Im kanadischen Quebec solle die Sanitärkeramik künftig mittels klimaneutral betriebenem Elektroofen gebrannt werden statt wie bisher üblich in einem herkömmlichen Gasofen. Ein ohne jeden Zweifel vorbildliches Projekt, aber eben augenscheinlich doch nicht ganz das allererste seiner Art. Und damit womöglich auch keine wirkliche Weltpremiere?

Die ist dann vielleicht mehr Laufen bzw. der Roca Group zuzuschreiben, die hier in Zusammenarbeit mit dem deutschen Spezialisten Keramischer Ofenbau nachhaltig in Vorleistung gegangen ist. Mit Inbetriebnahme ihres neuartigen Tunnelofens hat das Unternehmen im November 2023 seine Errungenschaft der „weltweit ersten Netto-Null-Produktionsstätte für Sanitärkeramik“ in diversen Fachjournalen entsprechend publik gemacht. Weil die Sache mit der Vorreiterschaft nach Auffassung der Spanier demnach eigentlich klar auf der Hand liege, wurde die WirtschaftsWoche nach ihrer Berichterstattung auf Veranlassung von Laufen/Roca, so heißt hinter den Kulissen, seinerzeit auch angefragt, die betreffende Aussage in ihrem Artikel über Duravit entsprechend abzuändern. Vier Tage später erschien der Artikel mit redigierter Textzeile und entsprechendem Hinweis nochmal in aktualisierter Form. Die Duravit-Fabrik doch nur eine der ersten weltweit?

Duravit-Manager hatten zuvor gegenüber der WirtschaftsWoche Zentraleuropa – konkret Deutschland – als No-Go für ein solches Projekt ausgeschlossen: „Stand heute ist es in Deutschland nicht wirtschaftlich darstellbar, die Technologie zu entwickeln und einzusetzen, die notwendig ist, um im Jahr 2045 wirklich Co2-neutral zu sein“. Vor allem auch wegen der enormen Ersparnis bei den Kilowattstunden für Strom, deren Preis in Kanada laut Duravit Darstellung um ein Vielfaches unter dem in Deutschland liege. Was die Umstellung auf Wasserstoff hier in Deutschland erschwere und für die Standortwahl Kanada neben der Nähe zu den dortigen Absatzmärkten und Ressourcen mitentscheidend gewesen sei, so wird hier weiter ausgeführt.

Auf Nachfrage von SHKTacheles ließ Andreas Wegeleben, PR-Chef bei Duravit, die Redaktion wissen, dass hier der Unterschied in einer „gesamten Produktionsstätte“ und nicht nur einem „Co2-freien Ofen“ läge und Duravit mit seinem klimaneutralen Gesamtwerk deshalb durchaus eine Weltneuheit präsentiere. Zudem baue man bei Laufen in Gmunden auf Sonnenenergie über eine PV-Anlage, während man in Quebec künftig auf grünen Strom aus Wasserkraft als Energie setze und man damit unabhängig von den äußeren Bedingungen sei, so Wegeleben.

Laut Informationen, die der Redaktion vorliegen, handelt es sich jedoch auch beim österreichischen Standort von Laufen um mehrere zum Einsatz kommende Erneuerbare Energiequellen für den Betrieb ihres elektrischen Tunnelofens. Hierbei spielt neben der Sonnenenergie wohl auch die Wasserkraft eine maßgebliche Rolle, was sich allein schon wegen der topologischen Gegebenheiten mit Staudamm und umgebenden Bergen anbiete.

Der PR-Chef von Duravit betont im Austausch mit dieser Redaktion ausdrücklich, man „begrüße natürlich in diesem Zusammenhang, dass auch ein Hersteller wie Laufen den Weg Richtung alternative Energiequellen geht“. Wie Laufen im Zusammenhang mit seiner Revolution für die bis dato äußerst Co2-intensive Sanitärindustrie auf ein solches Statement reagiert, bleibt abzuwarten. Bislang pflegte der spanische Baddesignhersteller dem Hörensagen nach wohl eher die diskrete Klärung hinter den Kulissen. Im Falle des hochsensiblen Nachhaltigkeitsthemas dürfte der Ärger über den offenbar wiederholten Vorstoß von Duravit vermutlich vorprogrammiert sein.

Eine ähnlich groteske Eskalation, wie sie 2004 im Rahmen der SHK Essen beim Thema Oberflächenbeschichtung zwischen den deutschen Keramikherstellern entbrannte, ist aber wohl eher nicht zu erwarten. Ausgelöst wurde diese damals durch eine provokative Aussage der Keramag AG, die den darüber erzürnten Wettbewerb insbesondere Villeroy & Boch auf den Plan rief. Mitbeteiligt: Ideal Standard und Duravit, die sich über eine Presseverlautbarung gegen die vermeintlichen Falschbehauptungen entsprechend lautstark zur Wehr gesetzt haben.

(Stefanie Luy)