Bosch plant eine bahnbrechende Übernahme im Bereich Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik. Die strategische Expansion verspricht enormes Wachstum, wirft aber auch Fragen zur Arbeitsplatzsicherheit und den Marktfolgen auf.
Der deutsche Technologiekonzern Bosch hat die größte Übernahme seiner Unternehmensgeschichte angekündigt: Für 7,4 Milliarden Euro will Bosch das HVAC-Geschäft (Heizung, Lüftung, Klimatisierung) von Johnson Controls übernehmen und kann das nach eigenen Angaben aus eigener Kraft stemmen. Der Deal umfasst auch das Joint Venture Johnson Controls-Hitachi Air Conditioning und wird Bosch eine starke Position auf dem globalen HVAC-Markt sichern.
Mit der geplanten Akquisition wird Bosch seinen Umsatz in diesem Bereich von 5 auf 9 Milliarden Euro nahezu verdoppeln und die Mitarbeiterzahl weltweit auf über 26.000 erhöhen. Stefan Hartung, CEO von Bosch, bezeichnete diesen Schritt als entscheidend für die Umsetzung der Unternehmensstrategie 2030, die Wachstum und Innovation in klimaschonenden Technologien priorisiert.
Trotz der positiven Aussichten kommt die Übernahme zu einem kritischen Zeitpunkt für Bosch. Bei Bosch Power Tools in Leinfelden-Echterdingen sind erhebliche Stellenkürzungen geplant, wobei etwa ein Drittel der Entwicklungs- und Marketingpositionen bis 2026 in Niedrigkostenländer verlagert werden sollen. Dies hat zu starkem Widerstand seitens der Gewerkschaft IG Metall und der betroffenen Mitarbeiter geführt, die den Verlust wertvollen Know-hows und die Verlagerung von Arbeitsplätzen in politisch instabile Regionen kritisieren.
Die Übernahme reflektiert derweil eine steigende Nachfrage nach energieeffizienten Heizungs- und Kühllösungen, da der Markt laut Unternehmensangaben bis 2030 um 40 % wachsen soll. Christian Fischer, stellvertretender Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung, sieht in diesem Wachstum große Chancen für Bosch, insbesondere zur Stärkung der Präsenz in Europa, Asien und den USA. In Europa betrage der Umsatzanteil von Johnson Control rund 10 Prozent. Der Rest komme aus USA und Asien.
Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden und Bosch rechnet damit, dass die vollständige Integration mindestens 12 Monate dauern wird. Diese Phase wird die Fähigkeit des Unternehmens testen, große Operationen zu verschmelzen und dabei regulatorische Hürden zu bewältigen.
Die Akquisition zielt darauf ab, vom lukrativen Kühlungsmarkt zu profitieren, der weltweit deutlich größer ist als der Heizungsmarkt. Dies ist ein bedeutender Schritt für Bosch, um in einem zunehmend konsolidierten Markt wettbewerbsfähig zu bleiben.
Während Bosch diesen transformativen Schritt wagt, bleibt die Balance zwischen strategischer Expansion und sozialer Verantwortung eine kritische Herausforderung. Wie das Unternehmen diese konkurrierenden Interessen managt, wird entscheidend für den langfristigen Erfolg dieses ambitionierten Vorhabens