Baubranche weiter im freien Fall

Die Zahl der Baugenehmigungen ist dramatisch eingebrochen.

Im Baugewerbe stehen die Zeichen weiterhin auf Sturm. Laut aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) sank die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen im Juni 2024 um drastische 19 % im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das entspricht einem Rückgang von 4.100 genehmigten Bauvorhaben. Noch alarmierender: Im Vergleich zu Juni 2022 brach die Zahl der Genehmigungen um satte 42,1 % ein.

Besonders betroffen sind die Neubauten. So gingen im ersten Halbjahr 2024 die Genehmigungen für Einfamilienhäuser um schockierende 30,9 % zurück. Auch Zweifamilienhäuser (-14,9 %) und Mehrfamilienhäuser (-20,8 %) verzeichnen starke Einbrüche. Das Statistische Bundesamt beziffert die Gesamtzahl der genehmigten Wohnungen im ersten Halbjahr 2024 auf 106.700 – ein Minus von 21,1 % im Vergleich zum Vorjahr.

Der Einbruch bei den Baugenehmigungen hat jetzt schon weitreichende Konsequenzen für die gesamte Baubranche haben. Hersteller, Händler und Installateure müssen sich weiterhin auf schwere Zeiten einstellen. Mit weniger Neubauten sinkt auch die Nachfrage nach haustechnischen Installationen. Es drohen weitere Umsatzrückgänge und Arbeitsplatzverluste.

Die steigenden Baukosten und verschärfte Kreditbedingungen schrecken Bauherren ab. Zudem belasten die anhaltende Inflation und die Unsicherheit auf den Finanzmärkten die Investitionsbereitschaft.




Krise im Heizungssektor: Wilo muss gegensteuern

Der wackelnde Markt verlangt den SHK-Unternehmen weiterhin alles ab. Jetzt reagiert auch Wilo mit Maßnahmen.

Der deutsche Heizungsmarkt ist in Aufruhr: Die Wilo Gruppe, ein weltweit agierender Anbieter von Pumpen und Systemlösungen, reagiert auf eine unerwartete Marktschwäche mit vorübergehenden Anpassungen in ihrer Dortmunder Produktionsstätte. Laut Unternehmensangaben (14.08.2024) führt die Unsicherheit rund um das Gebäudeenergiegesetz (GEG) zu einer gedämpften Nachfrage nach Heizungsmodernisierungen. Besonders betroffen sei der OEM-Markt, in dem Wilo Erstausrüster mit Komponenten beliefert.

Die politische Hängepartie in Berlin hat bei den Verbrauchern zu einem nachhaltigen Vertrauensverlust geführt, so Wilo-CEO Oliver Hermes. Diese Zurückhaltung spiegelt sich in den Auftragseingängen wider, was das Unternehmen dazu veranlasste, die Arbeitszeit für einen Teil der Mitarbeitenden in Dortmund vorübergehend zu reduzieren. Statt der üblichen 35 Stunden sollen sie nun für sechs Monate nur 30 bis 32 Stunden pro Woche arbeiten. Diese Maßnahme, die mit dem Betriebsrat abgestimmt wurde, soll sozialverträglich über die Flaute hinweghelfen.

Wilo zeigt sich nach außen hin optimistisch und verweist auf seine breit angelegte Diversifizierungsstrategie. Während der europäische Markt schwächelt, verzeichne das Unternehmen in anderen Weltregionen eine planmäßige Entwicklung, heißt es. Der Pumpenhersteller strebt laut eigenen Angaben bis 2030 ein Umsatzwachstum auf über drei Milliarden Euro an.




Sparmaßnahmen jetzt auch beim Pumpenriesen

Einer der großen Pumpenhersteller kürzt die Löhne.

In Dortmund herrscht Alarmstimmung: WILO, einer der größten Arbeitgeber der Region, kürzt die Arbeitszeiten und Gehälter seiner Produktionsmitarbeiter. Das berichten mehrere lokale Medien, darunter die Ruhrnachrichten. Das Unternehmen verweist demnach auf die schwierige Marktlage in Europa und Deutschland.




Gebäudetechnik-Markt in Bewegung: Ein Branchenriese trennt sich von zentralem Geschäftsfeld

Ein führender Anbieter intelligenter Klimalösungen zieht sich überraschend aus einem wichtigen Geschäftsbereich zurück. Ein Investment-Gigant schlägt zu.

Carrier Global Corporation, weltweit bekannt für Klima- und Energielösungen und Muttergesellschaft von Viessmann Climate Solution, hat am 15. August 2024 den Verkauf seines Gewerbe- und Wohnfeuergeschäfts an Lone Star Funds für 3 Milliarden Dollar bekannt gegeben. Laut Unternehmensangaben ist dieser Schritt Teil einer strategischen Neuausrichtung, um das Unternehmen agiler und wachstumsorientierter zu gestalten. Doch der Verkauf eines solch zentralen Bereichs wirft Fragen auf: Verliert Carrier an strategischer Tiefe zugunsten kurzfristiger finanzieller Ziele? Lone Star, ein global agierender Investor, übernimmt das Geschäft, dessen Zukunft nun mit Spannung erwartet wird.

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Branche im Kommunikationsdilemma: Verpasste Chancen in der Werbung, Kurzarbeit und Stellenabbau
Brief von KMS

Liebe SHK-Branche,

der Heizungsindustrie könnten schon bald wieder goldene Zeiten bevorstehen. Das jedenfalls lässt sich aus aktuellen Aussagen der Industrie entnehmen. Bei Stiebel Eltron ist man beispielsweise der Meinung, dass die Ausgestaltung des GEG nun hervorragend sei. Statt einer Flaute müssten die Verbraucher bei den derzeitigen Fördersätzen den Anbietern eigentlich die Türen einrennen. Selbst Wirtschaftsminister Robert Habeck wirbt derzeit intensiv für die Wärmepumpe. Nach dem Hickhack in der Vergangenheit rund um das Heizungsgesetz bemüht sich das Umweltbundesamt (UBA) derzeit offensichtlich um Kommunikation.

Die Verunsicherung der Hausbesitzer aber sitzt tief. Dafür ist nicht nur die Regierung verantwortlich. Auch das Handwerk hat seinen Teil dazu beigetragen und in den fetten Jahren nach Corona Brutto für Netto verkauft, so berichten Marktkenner. Das Motto lautete: „Wenn du heute bestellst, bekommst du die Waren frühestens in sechs Monaten, allerdings ohne Abzüge und zum vollen Preis.“ Da kostete das gute Stück schon mal 70.000 Euro, wie Habeck auf seiner Sommerreise laut Focus erfuhr und die Preisstellung offenbar als absurd empfand.

Die SHK-Branche hat von manch einer Krise profitiert wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig. Auf den Zug der Wärmepumpe sind Händler und Installateure auch aufgesprungen, nur um teilweise wieder herunterzufallen. Am Ende lief nicht einmal mehr das Badgeschäft, geschweige denn die Installation. Kurzarbeit zieht sich längst auch durch die Handelslandschaft. Nicht über jeden Fall wird im Markt gesprochen bzw. spekuliert , wie aktuell über Holtzmann. Die Niedersachsen sparen laut unbestätigten Angaben mehrerer Insider bereits seit Wochen Personalkosten ein. Der Inhaber Peter Holtzmann reagiert hierzu auf keine Anfrage dieser Redaktion. Muss er auch nicht. Bei den Kollegen im Wettbewerb dürfte die Luft kaum dünner sein.

Und wer spricht schon gerne über Kurzarbeit oder Stellenabbau? Bei Stiebel Eltron hat das jetzt die Presse übernommen. Von bis zu 25 Prozent Personalkosten, die eingespart werden müssten, will das Handelsblatt von Insidern erfahren haben. Der Hersteller selbst kommentiert Einsparungen bei der Belegschaft nicht und beteiligt sich auch nicht an Spekulationen, heißt es aus der Pressestelle von Stiebel Eltron. Stattdessen soll der Inhaber Ulrich Stiebel höchstpersönlich während des medial viel beachteten Habeck-Besuches in Holzminden den Medien Stellenabbau eingeräumt haben, wenn auch nicht in dem beschriebenen Umfang von bis zu 1.000 Positionen.

Erstaunlich, in der SHK-Welt schafft es manchmal nicht einmal ein einzelner Hersteller, mit einer Stimme zu sprechen – die gesamte Branche sowieso nicht. Die alle Jubeljahre stattfindenden Werbemaßnahmen der Sanitärindustrie zeugen von einem latent vorhandenen kommunikativem Unvermögen und fehlender Bereitschaft, Geld in die Hand zu nehmen. Stattdessen bekriegen sich die Anbieter neben dem normalen Wettbewerb gerne immer wieder selbst. Auch hier sitzt die Verunsicherung und Sorge bei manchem Hersteller immer noch tief beispielsweise vor Closed Shops im Verbandsalltag. Hierzu erzählt man sich Legenden, die einstigen Branchenpersönlichkeiten zugeschrieben werden. Darunter der legendäre Satz: „Gut, dass wir die Ausländer herausgehalten haben.“ Hoffen wir, dass sich solche Kulturen nicht im neu gegründeten VDMA Sanitärtechnik und Design einschleichen.

Was die Branche jetzt vielmehr braucht, ist Kommunikation. Werbung für ihre Leistungen, Geschmacksverstärker für einzigartige Bäder und eine breit angelegte Kampagne für Erneuerbare Energien – technologieoffen und inklusive Holz! Dann kommen die goldenen Zeiten von ganz alleine wieder.

Meint Ihr

Mit freundlichen Grüßen,
Knut Maria Siebrasse
Herausgeber/Chefredakteur
SHKTacheles