Liebe SHK-Branche,
der Heizungsindustrie könnten schon bald wieder goldene Zeiten bevorstehen. Das jedenfalls lässt sich aus aktuellen Aussagen der Industrie entnehmen. Bei Stiebel Eltron ist man beispielsweise der Meinung, dass die Ausgestaltung des GEG nun hervorragend sei. Statt einer Flaute müssten die Verbraucher bei den derzeitigen Fördersätzen den Anbietern eigentlich die Türen einrennen. Selbst Wirtschaftsminister Robert Habeck wirbt derzeit intensiv für die Wärmepumpe. Nach dem Hickhack in der Vergangenheit rund um das Heizungsgesetz bemüht sich das Umweltbundesamt (UBA) derzeit offensichtlich um Kommunikation.
Die Verunsicherung der Hausbesitzer aber sitzt tief. Dafür ist nicht nur die Regierung verantwortlich. Auch das Handwerk hat seinen Teil dazu beigetragen und in den fetten Jahren nach Corona Brutto für Netto verkauft, so berichten Marktkenner. Das Motto lautete: „Wenn du heute bestellst, bekommst du die Waren frühestens in sechs Monaten, allerdings ohne Abzüge und zum vollen Preis.“ Da kostete das gute Stück schon mal 70.000 Euro, wie Habeck auf seiner Sommerreise laut Focus erfuhr und die Preisstellung offenbar als absurd empfand.
Die SHK-Branche hat von manch einer Krise profitiert wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig. Auf den Zug der Wärmepumpe sind Händler und Installateure auch aufgesprungen, nur um teilweise wieder herunterzufallen. Am Ende lief nicht einmal mehr das Badgeschäft, geschweige denn die Installation. Kurzarbeit zieht sich längst auch durch die Handelslandschaft. Nicht über jeden Fall wird im Markt gesprochen bzw. spekuliert , wie aktuell über Holtzmann. Die Niedersachsen sparen laut unbestätigten Angaben mehrerer Insider bereits seit Wochen Personalkosten ein. Der Inhaber Peter Holtzmann reagiert hierzu auf keine Anfrage dieser Redaktion. Muss er auch nicht. Bei den Kollegen im Wettbewerb dürfte die Luft kaum dünner sein.
Und wer spricht schon gerne über Kurzarbeit oder Stellenabbau? Bei Stiebel Eltron hat das jetzt die Presse übernommen. Von bis zu 25 Prozent Personalkosten, die eingespart werden müssten, will das Handelsblatt von Insidern erfahren haben. Der Hersteller selbst kommentiert Einsparungen bei der Belegschaft nicht und beteiligt sich auch nicht an Spekulationen, heißt es aus der Pressestelle von Stiebel Eltron. Stattdessen soll der Inhaber Ulrich Stiebel höchstpersönlich während des medial viel beachteten Habeck-Besuches in Holzminden den Medien Stellenabbau eingeräumt haben, wenn auch nicht in dem beschriebenen Umfang von bis zu 1.000 Positionen.
Erstaunlich, in der SHK-Welt schafft es manchmal nicht einmal ein einzelner Hersteller, mit einer Stimme zu sprechen – die gesamte Branche sowieso nicht. Die alle Jubeljahre stattfindenden Werbemaßnahmen der Sanitärindustrie zeugen von einem latent vorhandenen kommunikativem Unvermögen und fehlender Bereitschaft, Geld in die Hand zu nehmen. Stattdessen bekriegen sich die Anbieter neben dem normalen Wettbewerb gerne immer wieder selbst. Auch hier sitzt die Verunsicherung und Sorge bei manchem Hersteller immer noch tief beispielsweise vor Closed Shops im Verbandsalltag. Hierzu erzählt man sich Legenden, die einstigen Branchenpersönlichkeiten zugeschrieben werden. Darunter der legendäre Satz: „Gut, dass wir die Ausländer herausgehalten haben.“ Hoffen wir, dass sich solche Kulturen nicht im neu gegründeten VDMA Sanitärtechnik und Design einschleichen.
Was die Branche jetzt vielmehr braucht, ist Kommunikation. Werbung für ihre Leistungen, Geschmacksverstärker für einzigartige Bäder und eine breit angelegte Kampagne für Erneuerbare Energien – technologieoffen und inklusive Holz! Dann kommen die goldenen Zeiten von ganz alleine wieder.
Meint Ihr
Mit freundlichen Grüßen,
Knut Maria Siebrasse
Herausgeber/Chefredakteur
SHKTacheles