Volle Lager, leere Auftragsbücher: Die Krise im Fachgroßhandel spitzt sich zu

Die Haustechnikbranche kämpft mit dramatischen Umsatzeinbrüchen. Die jüngsten Zahlen sind weiter alarmierend Insbesondere der Heizungssektor steht massiv unter Druck.

In den Lagerhallen der Fachgroßhändler stapeln sich die Wärmepumpen wie ungeladene Gäste, die keiner so recht einladen will. Doch statt regem Durchsatz herrscht in vielen Großhandelsbetrieben gähnende Leere. Kundenbestellungen, einst in Scharen, bleiben heute aus. Das belegt die jüngste Auswertung des Verbandes DG Haustechnik, die für August 2024 einen Umsatzrückgang von alarmierenden 18,8 % im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet. Besonders dramatisch ist die Lage im Heizungsbereich, wo ein Minus von 25 % auf dem Papier steht. Auch die Sanitärbranche rutschte um 13 % ab – trotz eines Arbeitstages weniger als im Vorjahr.

Bereits die Zahlen aus der ersten Jahreshälfte 2024 boten wenig Grund zur Hoffnung. Laut den Erhebungen des DG Haustechnik sank der Umsatz im Heizungssektor zwischen Januar und Juni um erschreckende 21,6 %. Die gesamte Branche steht mit einem Minus von 14,9 % unter massivem Druck. Es scheint, als sei kein Licht am Ende des Tunnels in Sicht.

Unterdessen wird berichtet, dass Großhändler wie die GC-Gruppe oder andere große Player zu aggressiven Preisaktionen greifen, um ihre Lagerbestände zu reduzieren. So heißt es aus Branchenkreisen, dass Außendienstmitarbeiter von Aktionen berichten, bei denen Kunden etwa beim Kauf einer Wärmepumpe einen besonderen Rabatt oder sogar eine zusätzliche Pumpe erhalten könnten. Diese Maßnahmen sollen den stockenden Absatz ankurbeln. Ein Vertriebschef der Installationsbranche betont: „Das Problem mit den Wärmepumpen in den Lägern ist immens.“ Anders als Gussrohre, die jahrelang ohne Qualitätsverlust lagern können, stellen Wärmepumpen aufgrund ihrer Technik und der schwankenden Nachfrage eine logistische Herausforderung dar.

Die Branche steuert auf ein schwieriges Jahresende zu. Denn es braucht mehr als Preiskämpfe, um das Ruder herumzureißen. Der Fachgroßhandel steht vor der großen Frage: Wie soll man die übervollen Lager räumen, wenn die Nachfrage ausbleibt?




Handel Ösdterreich: Wichtige Führungskraft verlässt das Unternehmen

Unerwarteter Abschied und neue Verantwortungen. Ein Handelshaus in Österreich startet Neuordnung im Management.

Markus Nachtmann, Leiter des Business Developments bei der Frauenthal Handel Gruppe, wird das Unternehmen zum Jahresende verlassen. Laut einer Pressemitteilung sei die schwierige Marktlage ausschlaggebend für die Entscheidung gewesen, sich stärker auf das Kerngeschäft und die Kostenstruktur zu konzentrieren. In beiderseitigem Einvernehmen trenne man sich, und Nachtmanns Bereich werde künftig nicht mehr als eigenständige Abteilung geführt.

Nachtmann hatte in den letzten Jahren eine Reihe wichtiger Projekte geleitet. Besonders wird seine Restrukturierung des „Bad & Energie Service“-Kundendienstes hervorgehoben, die an einen externen Partner übergeben wurde, um flexibler wachsen zu können. Auch war er maßgeblich an der Entwicklung neuer digitaler Tools beteiligt, die das Unternehmen bald vorstellen wird. Nicht zuletzt wird seine Rolle bei der erfolgreichen Frauenthal Expo 2024 betont.

Die operative Marketingleitung übernimmt künftig Katharina Weinrother. Sie berichtet an Robert Just, der das strategische Marketing verantwortet. Patrick Lenhart bleibt Geschäftsführer der 1a-Installateure. Die Schnittstelle zum Kundendienst wird von Peter Schenk übernommen, der über den weiteren Ausbau des Dienstleistungsbereichs wachen soll.




Solarhersteller kündigt harten Stellenabbau und Neuausrichtung an
Nächster Knaller

Restrukturierung in Europa: Radikaler Kurswechsel bei einem Solarriesen. Hunderte Jobs sollen verschwinden.

Der Schweizer Solarhersteller Meyer Burger plant bis Ende 2025 einen drastischen Stellenabbau. Laut Pressemitteilung vom 18. September 2024 soll die Mitarbeiterzahl von derzeit 1.050 auf 850 reduziert werden – das entspricht rund 200 Arbeitsplätzen. Während Standorte in Europa betroffen sind, plant das Unternehmen, in den USA weiter zu expandieren. Die Maßnahmen sollen Meyer Burger zurück zur Profitabilität führen, nachdem das Unternehmen 2023 einen Verlust von 174 Millionen Euro verzeichnete. Laut Franz Richter, dem neuen CEO, bleibt die Produktion in Sachsen-Anhalt essenziell, auch wenn im Verwaltungsbereich Stellen wegfallen könnten.

Meyer Burger kämpft seit Jahren mit Verlusten und internationaler Konkurrenz. 2023 war das Unternehmen gezwungen, die Solarmodulproduktion in Freiberg zu schließen. Trotz des angekündigten Stellenabbaus sieht Meyer Burger in seiner strategischen Neuausrichtung die einzige Chance, die Kosten zu senken und das Geschäft zukunftsfähig zu machen. In den USA erhofft sich das Unternehmen durch den Aufbau neuer Kapazitäten einen Marktgewinn, während in Europa eine Verschlankung geplant ist.

Meyer Burger produziert Solarzellen und Solarmodule und ist an der SIX Swiss Exchange gelistet.

 




Update: Sprecher der SHK Deutschland dementiert vehemennt den Umfang
Weiter Unruhe bei SHK Deutschland: Personalrücktritte im Vertrieb

SHK Deutschland sieht sich mit plötzlichen Rücktritten im Vertrieb konfrontiert.

Bei SHK Deutschland reißen die personellen Veränderungen nicht ab. Marcus Bock, der bisherige Vertriebsgeschäftsführer der Paulsen-Gruppe, hat sich entschieden, das Unternehmen zu verlassen. Wie aus einer Pressemitteilung vom 19. September hervorgeht, folgen auf Bock weitere Abgänge aus verschiedenen Vertriebsfunktionen und Standorten der Gruppe. Der Grund für die jüngsten personellen Umstrukturierungen bleibt unklar, jedoch betont Frans Hartong, Geschäftsführer von SHK Deutschland, dass das Unternehmen „sein starkes Vertriebsnetz nutzen wird, um die kurzfristigen Veränderungen aufzufangen“.

Diese jüngsten Entwicklungen reihen sich ein in eine Serie von Führungswechseln bei SHK Deutschland. Im Juli 2024 trennte sich das Unternehmen von Lars Paulsen, dem Director Finance. Zuvor verließ Christina Hankel, HR Director, die Gruppe. Bereits im vergangenen Jahr verabschiedete sich Dirk Borgmann, der ehemalige CEO, nach Differenzen über die strategische Ausrichtung.

Die Vielzahl der personellen Veränderungen wirft Fragen auf. Während SHK Deutschland den Umbau des Vertriebs als notwendige Anpassung an Marktentwicklungen beschreibt, bleibt unklar, inwieweit diese Abgänge mit internen Herausforderungen zusammenhängen. Experten vermuten, dass strategische Differenzen und Kommunikationsprobleme eine Rolle gespielt haben könnten, wie bereits bei früheren Abgängen.

Frans Hartong betonte jedoch, dass die Umstrukturierungen keine negativen Auswirkungen auf die Geschäftsbeziehungen oder die Servicequalität für Kunden haben werden. „Wir sind optimal aufgestellt, um den aktuellen Herausforderungen des Marktes zu begegnen“, so Hartong weiter.

Insidern wollten davon wissen, dass neben Marcus Bock weitere 30-40 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen hätten, darunter ca. 20 Außendienstler sowie der komplette Standort Heide mit 8 MA sowie ein Großteil der Mitarbeiter am Standort Itzehoe. Finn Bischoff, verantwortlich für Marketing und Kommunikation ins erhalt der SHK Deutschland, widerspricht jedoch verhext. Die Anzahl der Abgänge umfasse weniger als 20 und betreffe verschiedene Standorte.

Darüberhinaus dementiert auch Matthias Klane, Geschäftsführer der Pietsch Gruppe, dass ein Großteil der Leute zur Pietsch-Gruppe wechseln würde. Man führe Gespräche mit Mitarbeitern der SHK, so Pietsch. Das scheine ihm bei anderen Großhändlern auch der Fall zu sein. Die SHK hatte in ihrer ursprünglichen Mitteilung den Umfang der Personalien nur angedeutet.




Hausmarken im Internet, Versicheungen für Gewährleistungen – Willkommen im neuen SHK-Chaos
Brief von KMS

Liebe SHK-Branche,

Adios Andy Gap! – Abschied von einem Branchen-Urgestein

Nun verabschiedet sich der ehemalige BDH-Chef zunehmend aus dem Messegeschehen. Andreas Lücke, wie er wirklich heißt, nahm kürzlich als Vorsitzender an seiner letzten Sitzung des SHK+E Fachbeirats auf der Messe Essen teil. Das gab die Messe Essen vor wenigen Stunden bekannt. Mit ihm geht ein Stück Branchen-Nostalgie verloren: Lücke, ein streitbarer Verfechter der alten Schule und eine prägende Figur der SHK-Branche, erhielt den Spitznamen „Andy Gap“ bereits in seiner Studienzeit, wie er mir einst anlässlich einer Pressekonferenz in Frankfurt persönlich verriet. Als Senior Expert wird er im Kölner Heizungsverband noch weiterhin aktiv bleiben. In seinen 28 Jahren beim Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie erlebte Lücke überwiegend ruhige Zeiten – Krisen waren die Ausnahme.

Das aktuelle Chaos in der SHK-Branche

Doch die Zeiten haben sich geändert. Ein Blick allein auf die vergangene Woche zeigt das derzeitige Chaos: Die SHK-Branche hat den „Preis-Notausgang“ gedrückt. Duravit und Laufen gewähren 20 % Rabatt, was im Großhandel wenig Begeisterung auslöst – niedrigere Preise bedeuten noch weniger Spielraum in der zweiten Vertriebsstufe! Händler sind zunehmend gezwungen, Kosten zu sparen. Richter+Frenzel hat ein geplantes Logistikzentrum in NRW auf unbestimmte Zeit verschoben – Köln kann die Party also absagen. Auch im Vertrieb herrscht Bewegung: Während bei Heinrich Schmidt Ilkay Patlar verabschiedet wird, feiert die Pietsch-Gruppe ihre neue Objektexpertin. Die Anbieter hoffen inständig auf eine Marktbelebung. Doch den Heizungsbauern schmelzen buchstäblich die Stellen unter den Füßen weg. Besonders im Wärmepumpen-Absatz herrschen frostige Zeiten, etwa bei Stiebel Eltron.

Verschwundene Services und zunehmender Druck im Handel

Im Handel verschwinden derweil still und heimlich einst prämierte Serviceleistungen. So hat Cordes & Graefe seinen Overnight-Service „CarLoad“ bereits vor über zwei Jahren eingestellt. Offenbar hat sich das Beladen der Kundenfahrzeuge am Ende nicht gerechnet. Gleichzeitig fordert die Branche den Installateur auf, aktiver zu verkaufen, um den Zulieferern wieder Rückenwind zu geben. Gelingt das nicht, könnten sich die Drittkanäle weiter verstärken.

Verlagerung in den Onlinehandel

Ein Beispiel für den Wandel sind Hausmarken wie Vigour, die inzwischen auf Plattformen wie dem Kaufland-Webshop zu finden sind – mit rund 300 Suchergebnissen von Armaturen bis Vorwandelementen. Diese Entwicklung befeuert die Diskussion innerhalb der Branche, die seit Jahren nach Wegen sucht, den traditionellen Vertriebsweg zu schützen. Gleichzeitig nutzt die Industrie die Situation, um den Onlinekanal weiter auszubauen.

Neue Chancen durch Gewährleistungsversicherungen

Auch die VHV Baugewährleistungsversicherung ist deshalb aktuell ein großes Thema in der Branche. Ein Geschäftsführer eines großen Badausstatters betont, dass diese Assekuranz Bauunternehmer gegen Schäden und Mängel absichere. Dadurch könnten sich neue Möglichkeiten im Direktvertrieb eröffnen. Besonders für sogenannte „Zweistufler“ und im Onlineverkauf könnte dies eine entscheidende Tür öffnen, wenn der Installateur nicht länger zögert, nicht selbst eingekaufte Ware zu verbauen. Chaos und Veränderung sind allgegenwärtig.

Während die einen sich verabschieden, entstehen neue Ideen. Der Markt befindet sich im Wandel, getrieben von Digitalisierung, Preiskämpfen und sich verändernden Vertriebswegen. Chaos ist die neue Konstante. Aus Chaos entsteht Kreativität – das wusste schon der legendäre David Bowie.

Bleiben wir chaotisch.

Meint Ihr
Knut Maria Siebrasse
Herausgeber/Chefredakteur
SHKTacheles